Dienstag, 14.00 Uhr, im Lindenhof in Altstätten. Im grossen Wintergarten beginnt das einmal monatlich stattfindende «Café TrotzDem». Und pünktlich kommen die etwa dreissig Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Wintergarten, wo bereits die fünf Zitherspielerinnen der Gruppe «Kleeblatt»ihre Instrumente und ihre Soundanlage aufgebaut haben. Denn heute Nachmittag sollen die von Demenz oder Alzheimer betroffenen Gäste des «Café TrotzDem» mit Musik verwöhnt werden.

Senioren, die gerne kommen

«Es kommen aber nicht nur Demenzbetroffene und ihre Begleiter, meist enge Familienmitglieder», erzählt Dr. Anna Havran, Oberärztin an der Akutgeriatrie im Krankenhaus Altstätten, «wir haben auch Senioren als Gäste, die es einfach freut, in diesen Stunden nicht allein zu sein.» Dr. Havran ist eine von fünf freiwilligen Helferinnen, die sich in einer Kerngruppe zusammengefunden haben, um das Café TrotzDem in Altstätten mit weiteren Freiwilligen zu betreuen.

Kaspar, Melchior und Balthasar

Ein weiteres Mitglied dieser Kerngruppe ist Elsbeth Specker, die erzählt, wie sie die Senioren bei diesen Zusammenkünften jeweils aktivieren will: «Wir steigen meistens mit Fragen ein. Wer hat die meisten Geschwister? Wer wurde wo geboren? Oder wir machen ein Erzählcafé, wo es dann zu den Geschichten etwa über alte Berufe auch alte Fotos gibt. Das Visuelle ist dabei ganz wichtig, die Bilder holen alte, vergrabene Erinnerungen wieder hervor.» So habe etwa eine der Teilnehmerinnen, die normal gar nicht mehr kommuniziert und immer nur stumm und abwesend auf ihrem Stuhl sitzt, auf die Frage, wie denn die drei Könige heissen, wie aus der Pistole geschossen geantwortet «Kaspar, Melchior, Balthasar».

Lilly Marlen mit Tränen in den Augen

«Wenn wir alte Schlager singen, singen sehr viele der alten Menschen mit», berichtet Elsbeth Specker weiter, «da gibt es dann auch berührende Momente, wie die Tränen in den Augen eines ehemaligen deutschen Frontsoldaten, als wir «Lilly Marlen» gesungen haben.» Beim «Café TrotzDem» handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot. Jeder kann kommen, niemand muss sich vorher mühsam anmelden. So ist auch Felicitas vor einiger Zeit Teilnehmerin an diesen Veranstaltungen geworden. Geistig noch voll auf der Höhe, nimmt sie seit dem Tod ihres Mannes an den Treffen teil und bringt ihre auch schon fünfzehnjährige Hundedame mit.

Virtuos gespielte Zithermusik

Für jüngere Menschen vielleicht kaum glaublich, welche Freude man den Senioren und dementen alten Leuten mit schlichter Zithermusik bereiten kann. Musik, die von den fünf auch schon im gesetzteren Alter befindlichen Damen der Gruppe «Kleeblatt» virtuos gespielt wird. Schon zum fünften Mal ist dieses Kleeblatt mit fünf Blättern beim Café TrotzDem zu Gast. Antonia Hipp, die die Musikgruppe leitet: «Wir spielen seit zehn Jahren zusammen. Allein spielt man nicht so viel. Schöner ist es einfach in der Gruppe.» So wird einmal in der Woche zusammen geübt und bei drei bis fünf Auftritten pro Jahr präsentiert man sein musikalisches Können der Öffentlichkeit. So wie heute beim «Café TrotzDem».