«Heute ist ein besonderer Abend mit einem besonderen Theaterstück», begrüsste Klaus Brammertz als Präsident des AGV Rheintal die gut neunzig erschienenen AGV-Mitglieder. Im Gespräch mit rheintal24 erläuterte er, dass man in unregelmässigen Abständen einen derartigen sozial-kulturellen Event mache, bei dem das Netzwerken im Vordergrund stehe.
AGV besucht Diogenes – bis dä Fade riisst
Tolle Sache mit Exklusivität
Normalerweise fänden solche Events nur alle zwei Jahre statt, aber sein Vor-Vorgänger beim AGV und heutiger Präsident des Diogenestheaters René Wuffli sei an ihn mit der Idee zum heutigen Abend herangetreten. «Und aufgrund dieser tollen Sache mit Exklusivität haben wir gerne Ja gesagt. Zudem unterstützen wir damit sehr gerne auch das Diogenestheater.»
René Wuffli betonte in seinen einführenden Worten zum Theaterstück, dass es seit den 44 Jahren des Bestehens des Diogenestheaters das erste Mal der Fall sei, dass extra ein Theaterstück in Auftrag gegeben worden sei. Der bekannte Dramaturg Paul Steinmann hat dann «Bis dä fade riisst» frei nach dem Buch «Schürzennäherinnen» von Jolanda Spirig geschrieben. «Endlich habe ich mich nicht versprochen, denn bei den bisherigen Vorführungen habe ich immer "Schürzenjägerinnen" gesagt», scherzte Wuffli.
Alle Vorstellungen ausverkauft
«Dies ist kein gesellschaftskritisches Stück, sondern ein Blick zurück in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hier im Rheintal. Als noch vor dem Aufkommen der Grossindustrie Armut herrschte und Vorarlberg von französisch-marokkanischen Truppen besetzt war», so Wuffli. Alle Vorstellungen inklusive der angesetzten zwei Zusatzvorstellungen seien ausverkauft, sodass insgesamt etwa 1200 Zuschauer diese Eigenproduktion sehen werden.
Die AGV-Mitglieder waren bereits vor dem kulturellen Genuss zu einem kulinarischen Genuss eingeladen worden. Ein von Jeannette Segmüller grossartig und abwechslungsreich mit verschiedensten delikaten Häppchen und auch süssen Mundschmeichlern gestalteter Apéro riche verführte dazu, für einmal die sich selbst auferlegte Kalorientabelle zu missachten und immer wieder zuzugreifen.
Gespannt auf dieses Theaterstück
Hauptthema der bei einem guten Glas Wein geführten Gespräche war natürlich der unmittelbar bevorstehende Theaterbesuch. So auch bei Dominik Sieber, Geschäftsleiter der Kobelt AG in Marbach: «Ich bin sehr gespannt auf dieses Theaterstück. In den Medien habe ich die Artikel über die Premiere gelesen. Es handelt sich um eine Geschichte hier aus dem Rheintal, wie ich sie als Kind am Küchentisch von meinen Eltern mitbekommen habe.» Aber natürlich sei er auch hier, um alte und neue Bekannte zu treffen und sich in lockerer Atmosphäre auszutauschen.
Auch Klara und Bruno Bischofberger vom Autohaus Stern-Garage in Heerbrugg sahen gut gelaunt der Aufführung entgegen: «Wir lieben diesen Auftritt. Mit dieser Buchvorlage und diesem Titel kann es ja nicht danebengehen. Überhaupt ist dieser Social Event super. Etwas fürs Gemüt, nicht nur Vorträge über Technik, Wirtschaft oder Gesetze. Nicht Pflicht, sondern etwas richtig Schönes.»
Grosse Begeisterung
Die Vorstellung des mit Verve und grosser Energie spielenden Diogenes-Ensembles wurde von den AGV-Mitgliedern mit grosser Begeisterung und viel Applaus aufgenommen. Zum Inhalt des Stücks «Bis dä Fade riisst» dürfen wir auf folgende, der Diogenes-Homepage entnommene Zusammenfassung verweisen.
Diogenes-Theater Eigenproduktion „Bis dä Fade riisst“
Zwischen 1946 und 1966 betrieb ein St. Galler Modehaus im Rheintal eine kleine Schürzennäherei. Im Theaterstück «Bis dä Fade riisst» trifft eine Journalistin drei ältere Frauen, die damals nach ihrer Schulzeit als Näherinnen in diesem «Büdeli» etwas Geld für ihre Familien verdienten. Sie lässt sie von ihren Erlebnissen erzählen und schnell kippen die teils heiteren, teils besinnlichen Geschichten aus der Interview-Situation in jene Zeit zurück, in der die Frauen jung waren, Schürzen nähten, miteinander sangen, erste Liebesabenteuer erlebten und Pläne für ihre Zukunft schmiedeten.
Die Geschichten und Erlebnisse der Frauen, die in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts aufwuchsen, als das Stadt-Land-Gefälle riesig und die Bildungschancen für Mädchen gering waren, geben Einblick in eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist. Eine Welt, die geprägt war durch Kinderarbeit, Marienlieder, Armut und Autoritätsgläubigkeit.
Natürlich sind auch «die Männer» immer ein Thema. Die vom Dorf. Und auch die von «auswärts». Als sich eine der Schürzennäherinnen in einen jener Arbeiter verliebt, die gekommen waren, um die Feuchtgebiete im Rheintal trocken zu legen, will ihr Vater gar nichts davon wissen.
Wie sich der Faden dieser Geschichte spinnt und ob er schliesslich doch noch reisst, das erzählen die Frauen ihrer neugierigen Interviewerin – und die Diogenes-Theatergruppe ihrem Publikum.
Regie: Kristin Ludin
Autor: Paul Steinmann
(Frei nach dem Buch «Schürzennäherinnen» von Jolanda Spirig)
Spiel: Alois Ruch, Anja Venter, Annika Künzler, Björn Wiget, Clarissa Nussbaumer, Claudia Ehrenzeller, Corine Hermann-Weder, Dario Cantieni, Jael Rothen, Karin Kehl, Kathrin Hüsler, Petra Hoppe, Ulrike Jäger
Regieassistenz: Cornelia Truniger-Thür
Bühnenbild: Fenna von Hirschheydt
Musikalische Leitung: Judit Marti
Kostüme: Yvonne Sonderegger
Maske: Maria Sala
Technik: Guido Poznicek