In Rüthi gibt es gleich drei Kandidatinnen für das Amt der Gemeinpräsidentin. Monika Eggenberger, Simona Schawalder und Irene Schocher. Drei Frauen, die von ihrer Persönlichkeit, ihrer Integrität und ihrer bisherigen Berufslaufbahn zweifellos alle als «Gemeindechefin» geeignet sind. Um den Rüthner Stimmbürger eine Entscheidungshilfe zu geben, hat rheintal24.ch an alle drei Kandidatinnen einen gleichlautenden Fragenkatalog mit der Bitte um Antworten übermittelt. Die wir hier im Wortlaut und ohne Kürzungen veröffentlichen.
Den Anfang macht Monika Eggenberger, die nach dem Abgang von Vorgänger Philipp Scheuble in Richtung des Gemeindesekretariats Oberriet als Gemeindepräsidentin «eingesprungen» ist.
Frau Eggenberger, was sind aus Ihrer Sicht die in der nächsten Funktionsperiode anstehenden wichtigsten Projekte in Rüthi?
Ein Schwergewicht wird der Abschluss der Ortsplanrevision sein. Hier werden wir 2021 der Bevölkerung den Richtplan vorstellen und gleichzeitig mit den Grundeigentümern die Gespräche aufnehmen zur Abklärung der Bodenerhältlichkeit.
Im Weiteren steht bereits nächstes Jahr der Entscheid an, ob in Rüthi ein neues Zyklus-1-Schulhaus gebaut werden soll. Im Projekt eingeschlossen ist der Neubau einer 1-fach-Turnhalle beim Sportplatz. Sollten die Neubauten nicht realisiert werden können, müsste die Sanierung der Kindergärten am Kanal und des Schulhauses Neudorf aufgegleist werden.
Ebenfalls müssen in der nächsten Legislatur Entscheide zu Infrastrukturbauten der Gemeinde gefällt werden.
Wie stehen Sie zur Einrichtung einer eigenen KiTa bzw. der Fortführung des Mittagstischs?
Wir haben erst seit August 2020 einen eigenen Mittagstisch in Rüthi. Hier sind wir noch in der Pilotphase, welche bisher erfreulich verläuft. Sollten wir erkennen, dass das Bedürfnis nach einer Erweiterung der Betreuungszeiten besteht, stehen wir diesem Anliegen offen gegenüber. Im Moment ist es aber noch zu früh, weitere Schritte umzusetzen.
Im Rahmen der Bauvorhaben werden wir auch prüfen, wo wir eine KITA realisieren können. Für die Familien in Rüthi besteht in Montlingen die Möglichkeit, ihre Kinder in der KITA Wunderland betreuen zu lassen. Diese Lösung funktioniert bereits seit einigen Jahren sehr gut. Wir haben hier deshalb keinen Zeitdruck. Für mich ist es aber ein Ziel, in Rüthi selbst ein entsprechendes Angebot zu haben.
Wie stehen Sie zur Realisierung eines neuen Vereins- und Umkleidegebäudes auf dem Sportplatz Rheinblick?
Nachdem das letzte Projekt an der Urne abgelehnt wurde, besteht ein grosser Handlungsbedarf, die Infrastruktur beim Sportplatz zu sanieren und das Raumangebot bezüglich Garderoben/Duschen so zu erweitern, dass den Anforderungen der Sportverbände Rechnung getragen werden können.
Im Rahmen des Neubauprojektes der Turnhalle ist vorgesehen, dies umzusetzen indem wir ein einziges Gebäude planen mit der entsprechenden Anzahl Duschen/Garderoben und integriertem Restaurant, das von den Vereinen weiterhin als Clubhaus genutzt werden kann.
Wo soll der Schwerpunkt der umzusetzenden Richtplanung sein? Industrie und Gewerbe, Landwirtschaft oder Wohnsiedlung?
Der Spielraum für Rüthi ist aufgrund der kantonalen Vorgaben relativ klein. Aufgrund der Siedlungsstruktur und der Vorgabe der inneren Verdichtung werden wir in den kommenden Jahren keine Einzonungen vornehmen können.
Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist die Frage, wie wir in Rüthi in Zukunft mit den bestehenden Schutzverordnungen umgehen. Wir haben zwei Quartiere, die unter einem Ortsbildschutz stehen. Mit der Revision des Planungs- und Baugesetzes (PBG) wurden Fragen des Objektschutzes weit stärker gewichtet als früher. In der Praxis wurden in Rüthi in den letzten Jahren viele Bauten erstellt, die die Anforderungen der Schutzverordnung nicht erfüllen. Die veränderte Situation ist für neue Bauvorhaben sehr einschränkend und verständlicherweise für Bauherren unbefriedigend, wenn Vorhaben nicht realisiert werden können, die noch vor wenigen Jahren bewilligt wurden.
Hier wird gut abzuwägen sein, welche Stufe Schutzverordnung sinnvoll ist und für welche Gebiet die Schutzverordnungen gelten sollen.
Haben Sie eine Vision für die Zukunft von Rüthi?
Meine Vision für Rüthi wäre es, eine Balance zu finden zwischen den Anforderungen an unsere Infrastruktur und den finanziellen Folgen für die Gemeinde, die wir aufgrund des Bevölkerungswachstums haben und dem Ziel, den Charakter des Dorfes so weit wie möglich erhalten zu können. Wir möchten weiterhin ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort sein und auch für Industrie- und Wirtschaft ein interessanter Standort bleiben.
Welche Ausbildung gibt Ihnen das Rüstzeug für die Ausübung des Amtes einer Gemeindepräsidentin?
Meine beruflichen Wurzeln liegen im Finanz- und Personalbereich. Zudem bin ich seit 2015 als Gemeinderätin in Rüthi Behördenmitglied und kann auf viel Wissen aus dieser Zeit zurückgreifen.
Welchen Führungsstil bevorzugen Sie?
Etwas altmodisch: fördern und fordern. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass ich sie in ihrer Aufgabe jederzeit unterstütze und mich für sie einsetze. Andererseits erwarte ich von ihnen ein Engagement für Ihre Tätigkeit mit dem Ziel, eine Top Leistung zu erbringen damit wir für die Bevölkerung ein verlässlicher Ansprechpartner sind. Diese Erwartungen habe ich auch an meine eigene Leistung und mein persönliches Engagement.
Wie sind Sie in Rüthi vernetzt (Vereinsmitgliedschaften, Partei, Kirche…)?
Bevor ich nach Rüthi kam, lebte ich mehrheitlich in grösseren Ortschaften oder Städten. Ein aktives Vereinsleben, wie es Rüthi pflegt, war für mich etwas Neues. Leider gibt es für meine persönlichen Interessen in Rüthi keine Vereine, denen ich beitreten könnte. Ich bin Mitglied des Skiclubs und Mitglied der SVP. Meine Vernetzung ist aber auch ohne Vereinszugehörigkeit sehr gut, da ich durch meinen Mann, der schon lange in Rüthi lebt und ein Vereinsmensch ist, sehr rasch viele Kontakte und Beziehungen aufbauen konnte.
Bisherige politische Erfahrungen?
Meine ersten politischen Erfahrungen machte ich vor vielen Jahren als Präsidentin der Arbeitnehmer-Vertretung der Bühler AG, Uzwil.
Während vier Jahren war ich Geschäftsführerin der SVP des Kantons St. Gallen. Seit 2015 bin ich Gemeinderätin in Rüthi und seit 2017 Mitglied der Bildungskommission der Primarschule.
Was können Sie als Gemeindepräsidentin besser machen als die anderen beiden Kandidatinnen, oder mit anderen Worten, warum sollen die Stimmberechtigten Sie wählen?
Gegenüber meinen Mitbewerberinnen bringe ich am meisten politische Erfahrungen mit. Ich kenne die Geschäfte des Rates und durch meine Ad-interims-Tätigkeit als Gemeindepräsidentin bin ich mittlerweile auch gut mit der Arbeit der Verwaltung vertraut. Die Veränderungen, die sich bei einem Vorgesetzten-Wechsel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben, konnten in einen funktionierenden Arbeitsalltag überführt werden. Aus meiner Tätigkeit bei der kantonalen SVP bin ich bestens vertraut mit politischen Prozessen und bin innerhalb des Kantons gut vernetzt. Dieses Netzwerk konnte ich in den letzten Monaten auch im Rheintal weiter ausbauen. Ich habe mich der Aufgabe gestellt, kurzfristig einzuspringen und das Amt der Gemeindepräsidentin zu übernehmen. Ich bin fachlich und aufgrund meiner beruflichen Erfahrung in der Lage, dieses Amt auszuführen.
Wenn ich gewählt werde, ist dies die beste Garantie für eine Kontinuität sowohl im Gemeinderat, der ja viele Rücktritte zu verkraften hat als auch in der Verwaltung, wo wir uns inzwischen zu einem funktionierenden Team zusammengerauft haben.
Daraus aber zu schliessen, dass ich die Aufgabe der Gemeindepräsidentin besser ausüben würde als meine beiden Mitbewerberinnen, wäre vermessen. Wir drei Frauen sind fachlich alle in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen und jede von uns wird das Amt so ausüben, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht.
Welches sind Ihre Hobbies?
Meine grosse Leidenschaft ist Wolle und Stricken. Unspektakulär… aber mein kreativer Ausgleich zur Entspannung und zur Erholung weil jeder Knäuel tausend Möglichkeiten bietet für etwas Neues.
Ich liebe Sprache und Schreiben. Wäre ich heute nochmals jung, würde ich einen Beruf im Bereich Kommunikation wählen.
Ich bin gern in den Bergen und wandere gerne. Da mir der sportliche Ehrgeiz fehlt, geschieht alles in meiner Freizeit mit Genuss und Musse – auch das Essen.
Familiäres Umfeld?
Ich lebe zusammen mit meinem Mann, meinen jüngeren Sohn und seiner Freundin. Mein älterer Sohn lebt schon seit neun Jahren in Basel. Er arbeitet in der Chemiebranche und beginnt nächstes Jahr sein Studium. Mein jüngerer Sohn absolviert zurzeit die Rekrutenschule, er ist gelernter Polymechaniker.
Ich darf noch beide Elternteile haben, sie leben im Zürcher Unterland, wo ich zusammen mit einem Bruder aufgewachsen bin. Wir alle verbringen oft Zeit im Emmental, das Elternhaus meiner Mutter nutzen wir heute als Familien-Ferienhaus.
Frau Eggenberger, wir danken Ihnen herzlich für die Stellungnahmen zu unseren Fragen.