Am Samstag war es wieder soweit. In Diepoldsau ging ein Fixpunkt im Kalender der Rheintaler Menschen mit Beeinträchtigung über die Bühne. Das «Fest der Volksmusik»konnte wieder etwa 300 Besucher verzaubern. Besucher, die zum grossen Teil Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Defiziten waren. Denn dieses Musikfest wird vom Verein Insieme veranstaltet. Dieser bereits seit über vierzig Jahren bestehenden grossartigen Institution, die sich um Menschen mit Beeinträchtigung kümmert.
Grosses Fest der Volksmusik und die pure Lust am Leben
Zu Herzen gehende Lieder
Wie schon vor vier Jahren hatte man wieder die aus den früheren Veranstaltungen bereits bekannten Schlagerstars wie das Duo Combox, die bezaubernde Manuela Fellner und den singenden Polizisten Marcel Schweizer eingeladen, um einen Abend lang zu Herzen gehende Lieder, flotte Melodien und die Tanzfüsse bewegende Hits zu singen.
«Unsere Schützlinge mögen gerne Sachen und Schlagerstars, die sie bereits kennen», erklärt Peter Züst, Präsident von Insieme Rheintal die Tatsache, dass immer wieder dieselben Schlagersänger für das «Grosse Fest der Volksmusik» engagiert werden. «Und es braucht auch die richtigen Künstler. Nämlich jene, die sich darüber freuen, dass die Menschen mit Beeinträchtigung auf der Bühne direkt mit ihnen in Kontakt treten, mit ihnen mittanzen und mitsingen.»
Begeisterte Polonaise
So war es auch kein Wunder, dass sich sogleich beim ersten Auftritt von «ComBox» unter der Führung von ComBoxer Heinz eine begeisterte Polonaise bildete, die kreuz und quer durch die Diepoldsauer Mehrzweckhalle zog. Dass eine euphorische Menge von Fans sich auf Du und Du zu den beiden Schlagerstars gesellten und die Bühne in ein Tanzparkett verwandelten.
Die Atmosphäre war wunderbar anders als bei vergleichbaren Konzertabenden. Es wurde von den meist mit ihren Eltern oder Betreuern anwesenden Schützlingen eine ungefilterte, spontane, herzliche und unbändige Freude an der Musik gezeigt. Da wurde mit den Rollstühlen getanzt. Da wurde spontan auf die Bühne gesprungen und ohne Scheu mitgetanzt. Da sah man unzählige besondere Menschen mit einem Lachen im Gesicht. Ein Lachen ohne Arg und List. Ein Lachen, bei dem stets und intensiv auch die Augen mitlachten. Ein echtes Lachen.
Keine Vorankündigungen oder Plakate
Wobei dieses «Fest der Volksmusik» eine Veranstaltung ganz gezielt für die Menschen mit Beeinträchtigung ist. Und ein kleines Dankeschön an die vielen Helfer, Betreuer, Institutionen und Angehörigen sowie an die Gönner des Vereines. Weshalb im Vorfeld auch keine Vorankündigungen zu lesen und keine Plakate zu sehen waren, sondern die Betroffenen gezielt eingeladen wurden. Die auch alle kamen und die Halle gut füllten.
«Die Künstler treten bei uns praktisch zum Selbstkostenpreis auf», erzählte Peter Züst, langjähriger Präsident des Vereins «Insieme» und zusammen mit vielen freiwilligen Helfern Organisator des Abends, «und sie kommen gerne, weil sie merken, wieviel ihr Auftritt unserem Publikum bedeutet.» Man konnte auch sehen, welchen Spass die Schlager- und Volksmusiksänger selbst bei ihren Auftritten hatten.
Geduldiges Autogrammeschreiben
Wie sie auf der Bühne immer wieder freiwillig ihr Mikrofon an einen der zahlreichen sie umringenden Mitsänger abgaben, um ihre Fans in den Auftritt einzubinden. Und in der Pause zwischen den Auftritten geduldig Autogramme schrieben, CDs verkauften und für Selfies posierten. Lange Schlangen bildeten sich, nur damit sich die begeisterten Besucher mit ihren singenden Lieblingen ablichten lassen konnten.
Ja, es war wieder eine wunderbare Veranstaltung. Ein wahres «Fest der Volksmusik“. Und eine schöne Geschichte hat. Denn initiiert wurde diese Musikparty vor über zwanzig Jahren durch Heidi Hutter, deren beeinträchtigte Tochter Kathrin sich zum Geburtstag ein richtig grosses Fest mit Schlagermusik wünschte. Eine Idee, die zur Tradition wurde.