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10.09.2024

Verleihung des «Goldiga Törgga» steht bevor

Thomas Lüchinger, der Vorjahressieger des «Goldiga Törgga»
Thomas Lüchinger, der Vorjahressieger des «Goldiga Törgga» Bild: zVg
Bald ist wieder Törgga-Zeit. Letzten November wurden der Filmemacher Thomas Lüchinger mit dem «Goldiga Törgga» und Bassist Sandro Heule mit dem «Grüana Törgga» durch die Rheintaler Kulturstiftung ausgezeichnet. Am Freitag, 8. November 2024 werden ihre Nachfolger gesucht.

Eine überwältigende Vielfalt an Blumen, Gemüse, Sträuchern, Kräutern umfasst das Haus im kleinen Weiler bei Rehetobel und hebt den einladenden Flecken vom satten Einheitsgrün der Umgebung ab. Libellen sausen über dem Naturteich.

Thomas Lüchinger steht in der Morgenfrische im Garten und wässert sorgsam die Pflanzen. Seitdem er und seine Frau vor zwei Jahren hierhergezogen sind, wurde der Garten und die damit verbundene Arbeit zu einer grossen Leidenschaft des Filmemachers. Es habe ihn selbst überrascht, zu merken, wie viel an Garten-Wissen in ihm schlummere.

Angeeignet hat er sich die Kenntnisse in Kindertagen: Er musste in Oberriet oft dem Vater im Garten helfen, insbesondere jäten, und tat es damals ausgesprochen ungern. «Nun gibt mir diese Beschäftigung einen neuen Zugang und eine Verbundenheit.»

Der Verwurzlung bewusst geworden

Mit der Nachricht der Rheintaler Kulturstiftung, dass er den «Goldiga Törgga» gewonnen habe, holte ihn seine Herkunft erst recht ein. Eine Kaskade von Erinnerungen sprudelte an die Oberfläche. Den Rheintaler Kulturpreis kannte Thomas Lüchinger, der für die Ausbildung zum Lehrer und anschliessend zum Kunstpädagogen an der Schule für Gestaltung in Luzern weggezogen ist, nicht.

Aber mit dem Maiskolben verbinden den 70-Jährigen Erinnerungsbilder vom Hülschen in Montlingen, vom Ribel mit Holundermus – und von seiner Grossmutter, Rina Büchel-Crescente. Sie hatte neun Kinder und einen Lebensmittelladen in Eichenwies. «Von ihr lernte ich im Fremden das Bereichernde und das Verbindende zu finden.» Sie und das Rheintal hätten ihn und sein Leben und Schaffen als Dokumentarfilmer, als Publizist, als Pädagoge tief geprägt. «Das ist mir nun sehr bewusst.»

Törgga-Übergabe an die beiden Preisträger der Rheintaler Kulturpreises «Goldiga und Grüana Törgga» im Kinotheater Madlen Heerbrugg im November 2023. Bild: Willi Keller

Bedachtsamkeit und Respekt für das Gegenüber

Nebst dem Garten hat Thomas Lüchinger weitere Filmprojekte vorangetrieben, insbesondere «Gelebtes Leben»: Drei ältere Männer – Pierre Favre, 87, Perkussionist, Bruno Wiederkehr, 70, Psychotherapeut und Zirkusartist, und Peter Roth, 80, Musiker, Komponist – blicken darin auf ihr Leben und in die Zeit, die noch bleibt. Sie reflektieren ihre Rolle im Gefüge erwarteter Rollenvorgaben und wie sie ihren Weg jenseits patriarchal geprägter Normen gefunden haben.

Es ist ein Film über den Sinn des Lebens anhand subjektiver und emotionaler Einblicke und insofern ein für Thomas Lüchinger typischer Film, weil er sich mit grosser Bedachtsamkeit und Respekt dem Gegenüber nähert. Der Regisseur Lüchinger hat ein klares Konzept, was dann aber wirklich vor der Kamera geschieht, bleibt offen. Das gilt auch für das andere aktuelle Projekt mit der Psychotherapeutin Elisabeth Lukas (*1942) über Viktor Frankl (1905 – 1997), den Gründer der Logotherapie, ihren Lehrer.

Die Sache mit dem Geld

Filmen als Vertrauensarbeit, Empathie- und Respektbezeugung, mit Intuition und Geschehen lassen können wirkt sich auf die Finanzierung der Projekte erschwerend aus. Die Geldbeschaffung aber ist immer ein wichtiger Teil beim Filmemachen. Thomas Lüchinger musste – auch als Autodidakt im Bereich Film – viele Absagen entgegennehmen. Und hat trotzdem weitergemacht. Mit Erfolg und zu unserem Glück.

Das ist bis heute so. «Um Geld zu fragen, ist mir sehr unangenehm», gesteht er. Das Preisgeld des «Goldiga Törgga» hat ihm in den vergangenen Monaten über erneute Absagen hinweggeholfen. Nicht mit Geld aufzuwiegen aber ist, dass er dank des Rheintaler Kulturpreises nun auch im Rheintal bekannt ist und Wertschätzung erfährt; über die wichtige Leistung des Kinotheaters Madlen, wo alle seine Filme jeweils zu sehen waren, hinaus.

Mehr Preise für mehr Junge

Auch für Sandro Heule ist die Auszeichnung nicht nur der Geldwert, den er symbolisch mit dem «Grüana Törgga» entgegennehmen durfte – und bereits bei der Übergabe feststellte, dass unter dem Grün Gold durchschimmere. Schelmisch spielt er auf seine nicht ganz junge Karriere an.

«Preise sind sehr wichtig», sagt der in Widnau aufgewachsene und dort wohnhafte Musiker, der auch immer wieder als Ermöglicher auftritt, indem er Bühnen schafft für andere. Und er fährt fort: «Es könnte gut und gerne mehr davon geben.» Preise sind einerseits Anerkennung, und Anerkennung tut immer gut. Andererseits ist die Einkommenssituation in der Musikszene, wie überhaupt in der Kulturbranche, insbesondere ausserhalb des Mainstreams, nach wie vor prekär.

Der Vrojahressieger des «Grüana Törgga», Sandro Heule Bild: Grafitektura

Als kulturpolitisch denkender Mensch, der über seine pädagogische Tätigkeit in kleinem, schwankendem Pensum auch immer mit jungen talentierten Musikern zu tun hat, weiss er vom Potenzial des Tals. «Der 'Grüana Törgga' könnte jährlich verliehen werden. Die erhöhte Kadenz würde noch mehr bewirken.»

Für am Anfang ihrer Laufbahn im Kulturbereich stehende Menschen wäre eine solche Auszeichnung eine besondere Motivation und würde einen enormen Auftrieb bedeuten. «Die fünftausend Franken sind dann noch viel mehr Wert und eine gute Investition in die Zukunft der Rheintaler Kultur.»

Musikalische Begegnungszonen finden

Für sein in Arbeit und in stetem Wandel befindliches Soloprojekt hat Sandro Heule den Batzen gleich in neue Geräte investiert, allen voran einen Synthesizer. Gleichzeitig suche er die Reduktion in seiner experimentellen Improvisationsmusik als Bassist. Auch im Duo unter anderem mit Josephine Nagorsnik bleibt er ein neugieriger Tüftler. 

Und engagiert sich nach wie vor fürs Auffinden musikalischer Begegnungszonen. «Auch das wird immer schwieriger», bemerkt er, und denkt dabei als aktuelles Beispiel an die jüngst versiegte Zwischennutzung «Gärtnerei» in Altstätten. Wo auch immer – die Vorfreude auf seine nächsten Auftritte, ob solo, zu zweit, zu dritt oder mehr ist geweckt.

Schon bald ist der nächste «Goldiga Törgga» parat

Am Freitag, 8. November 2024, 18.00 Uhr, heisst es im Kinotheater Madlen Heerbrugg wieder: «And the winner is….». Es ist der dreizehnte Goldiga Törgga der verliehen wird. Die Preissumme beträgt 15'000 Franken. Die feierliche Preisübergabe ist öffentlich, aufgrund der Platzverhältnisse ist jedoch eine Anmeldung erforderlich.

Wer dieses Jahr den Rheintaler Kulturpreis in Empfang nehmen wird, kommuniziert die Rheintaler Kulturstiftung Mitte Oktober über die Medien und die eigene Webseite.

Die Kulturpreise «Goldiga Törgga» und «Grüana Törgga» sind Auszeichnungen der Rheintaler Kulturstiftung. Sie gehen an Personen, Gruppen oder Institutionen für ausserordentliche kulturelle Leistungen und Potentiale, die das Rheintal nähren und stärken. Eine Jury, 2024 bestehend aus Ursula Badrutt, Roger Berhalter, Hans-Peter Enderli, Joshua Loher und Claudia Voit, macht jährlich die Nominationen, über die der Stiftungsrat der Rheintaler Kulturstiftung entscheidet. Es gibt keine öffentliche Ausschreibung. Der «Goldiga Törgga» wird jährlich, der «Grüana Törgga» biennal verliehen.

Ursula Badrutt/rheintal24