Doch bevor es losging, erläuterten Léonie Schubiger (Juso) und Marco Dal Molin (SP) ihre Sicht der Dinge: «Eine Milliarde Franken sollen für den Verkehr ausgegeben werden – statt für den Klimaschutz.» Unterbrochen wurden die beiden immer wieder von Buh-Rufen aus der Menge – jedoch im für die Gegner positiven Sinne. «Es ist nicht das erste zerstörerische Strassenprojekt, das man aufgleisen will. Daher müssen wir als Gegner jetzt ein Zeichen setzen.»
«Lieber Bratwurst mit Senf…»

«Ich mues schaffe, man!»
Und das taten sie, indem sie als Demo-Pulk vom Vadian über den Gallusplatz und den Bahnhof zum Güterbahnhof zogen und dabei, wie ironisch, mehrmals den Verkehrsfluss behinderten. Gehässige Blicke gegenüber den Autos gab es natürlich auch.
Ein Autofahrer, relativ weit hinten in der Schlange, die sich aufgrund der Demo an der Leonhardstrasse gebildet hatte, brachte seine Meinung (und wahrscheinlich auch die aller anderen Autofahrer) auf den Punkt: «Vallah was isch das?! Gohts no lang?! ICH MUES SCHAFFE MAN!»
Die Demonstranten zeigten sich entsprechend unbeeindruckt und äfften die hupenden Autofahrer nach, indem sie die Faust hoch und runterbewegten oder unverständliche Sätze losliessen.
«Längst ausgeuferte Autokrise»
Beim Güterbahnhof angekommen, war es Zeit für zwei weitere Reden. Darunter Urs Tobler, ein Quartierbewohner. «Der Autobahnanschluss am Güterbahnhof ist eine Massnahme, um die längst ausgeuferte Autokrise zu bekämpfen.» Doch ist sie die richtige? Laut den Gegnern nicht. «Denn jedes Auto, das (in einem Tunnel, Anm. d. Red.) verschwindet, taucht auch irgendwo wieder auf.» Soll heissen, dass auch der Autobahnanschluss am GüBa keine Lösung sei.
Im Gegenteil, dadurch würde für viele Menschen ein Arbeits- und Wohnort verschwinden. «Eine ökologische Neugestaltung ist viel klüger.» Ausserdem lehnte man sich mit Mutmassungen aus dem Fenster: «Es scheint, als ob die Planer und Politiker absichtlich lange mit der Umsetzung warten, bis nur noch ihre Lösung möglich ist. Wir brauchen den Autobahnanschluss nicht!»
Damit sprach er allen Anwesenden aus dem Herzen. Ob die Demo und das bewusste Ausbremsen des Feierabendverkehrs Früchte getragen haben, erfahren wir am 24. November, wenn abgestimmt wird.