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Au
27.06.2024

Wie die Stromtarife zustandekommen

v.l. Gemeindepräsident Christian Sepin, Torsten Rehwald und Stefan Suter
v.l. Gemeindepräsident Christian Sepin, Torsten Rehwald und Stefan Suter Bild: Gerhard Huber
Über Initiative der Gemeinde Au erläuterte der Strompreisfachmann Torsten Rehwald, Leiter Netzwirtschaft bei Energieplattform.ch, wie eigentlich der von den Endverbrauchern zu zahlende Strompreis zustandekommt.

An der letzten Bürgerversammlung der Gemeinde Au waren Stimmen laut geworden, dass der vom gemeindeeigenen Versorgungsbetrieb eingehoben Strompreis zu hoch sei. Woraufhin Gemeindepräsident Christian Sepin ankündigte, eine gesonderte Informationsveranstaltung zu diesem Thema durchzuführen. Nicht zuletzt um aufzuzeigen, dass die Gemeinde bei der Festsetzung der Stromtarife eigentlich machtlos ist.

Streng reglementiert

So sah es auch Stefan Suter, Bereichsleiter für Finanzen bei der Gemeinde Au, beim Smalltalk vor dem Infoblock: «Wir können bei den Strompreisen nicht tun, was wir gerade wollen. In diesem Bereich ist alles streng reglementiert.»

Was von Referent Torsten Rehwald, Leiter Netzwerke bei der dem Unternehmensbereich der SAK zuzurechnenden Energieplattform.ch im Laufe seines Vortrags bestätigt wurde. Über die Energieplattform kaufen einige der gemeindeigenen Stromversorger im Rheintal ihre Energie ein. «Wir setzen dabei auf eine rollierende Beschaffung und handeln immer schon drei Jahre in die Zukunft.»

Die interessierten Zuhörer in der MZH Wees in Au Bild: Gerhard Huber

Kernkraftwerke vom Netz genommen

Womit allzu hohe Ausschläge der Preisentwicklung am Strommarkt vermieden werden können. Ein Beispiel? Aufgrund der Coronapandemie konnten die Kernkraftwerke in Frankreich nicht mehr ordentlich gewartet werden und mussten nach und nach zur Hälfte vom Netz genommen werden. Dazu kam noch der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine.

Was bedeutete, dass Energie verknappte und an der Strombörse der Preis 2022 in der Spitze auf 1 Franken pro kWh gestiegen war. Aufgrund des vorausschauenden Einkaufs blieben die Preise für die von der Energieplattform vertretenen Versorgungsunternehmen im Rahmen des Erträglichen.

Risiko minimieren durch Pooleinkauf

«Mit dem Pool strategisch einkaufen, heisst das Risiko minimieren!», so Torsten Rehwald, «Bei der Strombeschaffung ist es das grösste Risiko, die gesamte Jahresmenge an einem Tag einzukaufen». Doch der Energieeinkaufspreis ist nur eine von vielen Zutaten, die das Menu Strompreis bestimmen. Die Preisgestaltung ist kompliziert. Netzentgelte, Nutzungsgebühren, Verwaltungskosten, Abgaben, Deckungsdifferenzen, zu wälzende Kosten, und, und, und fliessen in die Kalkulation ein. Eine Kalkulation, die letztlich bei der eidgenössischen Aufsichtsbehörde Elcom in Bern eingereicht werden muss und von dieser geprüft wird.

Denn die Regularien zur Preisgestaltung auf dem Strommarkt sind äusserst rigide. Und genauestens vorgegeben, wie der Strompreis zustandekommen darf. So dürfen die Netznutzungsentgelte die anrechenbaren Kosten nicht übersteigen. Sogar ein allfälliger Gewinn ist mit 60 Franken pro Jahr und Verbrauchsstätte gedeckelt. Wobei das Wort «Gewinn» nicht im eigentlichen Sinne verwendet wird, müssen davon doch noch die Verwaltungsaufwände bezahlt werden. Und sollte es wider Erwarten einen über diese Schwelle reichenden Gewinn geben, so ist die Deckungsdifferenz zwingend innerhalb von drei Jahren auszugleichen.

Bei Gestaltung des Strompreises machtlos

Die einzige - meist ohnehin nur theoretische - Möglichkeit einer Gemeinde, Einfluss auf den Strompreis zu nehmen, ist eine von den Versorgungsunternehmen zu bezahlende Nutzungsgebühr für den öffentlichen Grund und Boden. Ansonsten sind die Gemeinden bei der Gestaltung des Strompreises machtlos.

Anschliessend an seinen Vortrag beantwortete Torsten Rehwald noch Fragen aus dem Publikum. Wie jene, weshalb es denn trotz der geschilderten Vorgangsweise Differenzen zwischen den in den Rheintaler Gemeinden verlangten Strompreisen geben könne? «Nicht alle kaufen über die Energieplattform ein, sondern einzelne versuchen selbst ihr Glück am Energiemarkt. Dazu kann kommen, dass ein Versorger auch eigene Stromerzeugungsanlagen hat und lokal produzieren kann.»

Rehwald präsentierte dem Publikum noch einen Ausblick auf die Auer Strompreise des Jahres 2025. «Gegenüber 2024 haben wir wieder eine kleinen Rückgang. Die Preise werden sich auf dem Niveau von 2023 bewegen.»

rheintal24/gmh