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Altstätten
19.02.2024

Patti Basler und die «L¨cken»

Patti Basler und Philippe Kuhn: Die Lücken als unterhaltsames und vergnügliches Thema.
Patti Basler und Philippe Kuhn: Die Lücken als unterhaltsames und vergnügliches Thema. Bild: zVg
Das neue Programm «L¨cke» von Patti Basler ist keine Wohlfühloase. Das erlebten die Besucher bei ihrem Auftritt im ausverkauften Diogenes Theater am letzten Samstag.

Zusammen mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn, der im Vergleich zu den Vorgängerprogrammen «Frontalunterricht» und «Nachsitzen» mehr Raum erhält und diesen jazzend, bluesend und singend überzeugend ausfüllt, geht die Gewinnerin des Salzburger Stiers 2019 in alle Lücken, die sich vor ihr und uns auftun.

Nichts wird geschont, nichts wird beschönigt, nichts ist ihr heilig. Ihre Satire auf Opfer sexueller Übergriffe, Bauern, Klimakleber, Grüne, Linke und weitere mehr ist für das Publikum oftmals schwer verdaulich – oder gar an der Grenze des Zumutbaren.

Finger auf den offenen Wunden

Aber Patti Basler wäre eben nicht Patti Basler, die Bauerntochter aus dem Fricktal, ausgebildete Oberstufenlehrerin und studierte Erziehungswissenschaftlerin, Soziologin und Kriminologin, wenn sie nicht das ausloten würde, was grad noch zumutbar ist. Man weiss es, dass sie in ihrem all wiederkehrenden Thema Katholizismus («Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Rammstein») den Finger auf offene Wunden legt, dass ihr Sexualhumor teilweise auch ins Obzöne kippen kann, sie daneben aber viel gute Unterhaltung auf die Bühne bringt.

Sie thematisiert im neuen Programm die Körperöffnungen genauso wie die Strommangellage, den Fachkräftemangel, Steuerschlupflöcher und den sich stark vergrössernden Anteil der Männer, die sitzend ihren Urinstrahl in die WC-Schüssel leiten. Und all das untermalt und verdeutlicht mit Balkendiagrammen, dargestellt in hell leuchtenden Neonröhren.

Der Schlagerstar

Das Publikum erlebte Patti Basler mit köstlichen, amüsanten Dialogen mit dem Publikum, als Rössli reitende und etwas doofe «Vreni» oder mit Neonschwerter bewaffnet wie in Star-Wars oder aber mit einer Neuigkeit, der Schlager singenden Patti Basler («Du bist das Rad zu Freiheit. Die Spirale zum Glück»). Da performt sie schon fast wie Helene Fischer.

Ob nun beim Publikum alle Bildungslücken geschlossen wurden, ist für das Duo Basler/Kuhn vielleicht weniger wichtig, als dass sie eine gute, unterhaltsame, hie und da schwer verdauliche Show mit viel überraschendem Wortwitz auf die Diogenes-Bühne gelegt haben.

pd/jos