«Der automatisierte Traktor – Chancen und Herausforderungen» – das war das Thema eines von der Gemüsebauvereinigung Rheintal auf dem Hof von Risch Gemüsebau im Eselschwanz in St.Margrethen veranstalteten Medienanlasses. Ein Anlass, der verblüffende Einblicke in die heute zur Produktivitätssteigerung zur Verfügung stehenden digitalen Helferlein bot.
Der automatisierte Traktor und ein Regierungsrat
Digitalisierung auf dem Hof
Eingangs stellte Betriebsleiter Armin Risch seinen mittlerweile in der vierten Generation bewirtschafteten Familienbetrieb mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 12.15 ha vor. Und ging nach einem Exkurs über die Produktion und Vermarktung die bisherigen Erfahrungen mit der Digitalisierung auf dem Hof ein. So sind bereits GPS-Lenksysteme bei den Traktoren im Einsatz. Kritik führte Risch an dem Tool «DigiLUX», mit dem die vom Parlament 2021 beschlossene Mitteilungspflicht für den Handel und alle professionellen Anwender von Pflanzenschutzmitteln sowie für die Verschiebung von Nährstoffen und Futtermitteln umgesetzt werden soll.
«Mit DigiLUX wird einen massiven administrativen Mehraufwand und Mehrkosten für die Betriebe mit sich bringen. Ein Grossteil der Betriebe müsste die digitale Umstellung in kurzer Frist leisten. Zudem regelt das Gesetz zu wenig klar, wer Zugriff auf welche Daten innerhalb und ausserhalb der Bundesverwaltung hat. Und wer die immensen Mehrkosten übernehmen soll.» So Armin Risch in seinem Vortrag.
Demoslalomrunde mit Traktor
Anschliessend wurde mit einem modernen automatisierten Traktor ein Demoslalomrunde gezeigt. Mit einem sichtlich amüsierten Regierungsrat Beat Tinner als untätiger Passagier auf dem Lenkersitz. Verblüffend, wie exakt sich das Gerät an den vorgegebenen Fahrweg hielt. Was Satellitensignale und RTK-Technik als Signalverbesserungssystem möglich machen.
Mit diesen Systemen ist es möglich, dass auf zwei Zentimeter genau navigiert werden kann. «Lenkautomaten sind die Art von Lenksystemen, die den Maschinisten am stärksten unterstützen. Bei Lenkautomaten sind alle Komponenten am Traktor integriert und setzen Lenkkorrekturen direkt über das hydraulische Lenkventil um. Der Fahrer kann sich so voll auf das Anbaugerät konzentrieren», so erläuterten Bernd Robbert und Vivienne Oggier von den Landwirtschaftlichen Zentren St.Gallen und Salez die Vorteile der neuen Technik.
Überlappungen und Lücken
Die automatisierten Lenksysteme auf den Traktoren ermöglichen eine präzise Spurführung und reduzieren Überlappungen und Lücken bei der Feldbewirtschaftung. Aussaat, Düngung, Ernte, aber auch die Schädlings- und Unkrautbekämpfung können damit optimiert werden. Was laut Bernd Robbert und Vivienne Oggier zu einer Ressourceneffizienz mit ökologischer Nachhaltigkeit und einer Ertragsoptimierung führen wird.
Video: Ulrike Huber
Jean-Philipe Doyen vom Schweizer Start-up-Unternehmen „Onocoy“ erläuterte, dass sein Unternehmen einen attraktiven GPS-RTK-Service entwickelt habe, um unter anderem die Präzisionslandwirtschaft zu fördern. Und dies zu machbaren Preisen. Mittels Blockchain-Technologie verbindet Onocoy die bestehenden und neue RTK-Relaisstationen, die aufgrund der relativ ungenauen Positionierungen der GPS-Satelliten eine zentimetergenaue Navigation ermöglichen.
Mitten in einem Anbaugebiet
Schliesslich kam der für die Landwirtschaft zuständige Regierungsrat Beat Tinner zu Wort, der darauf hinwies, dass man sich im Rheintal mitten in einem Anbaugebiet befindet, in dem rund ein Fünftel der Karotten, ein Viertel des Broccoli und fast ein Drittel des Blumenkohls der gesamten Schweizer Gemüseproduktion geerntet würden.
«Aus klimatischen und topographischen Gründen ist die Tierproduktion mit knapp 500 Mio Franken Produktionswert zwar immer noch die stärkste Produktionsrichtung im Kanton. Aber der Gemüsebau macht inzwischen ebenffalls rund 55 Mio aus. Wir haben berechnet, dass in den letzten vier Jahren der Gemüsebau um 100 Hektaren zugelegt hat. So wird heute im Kanton St. Gallen auf rund 2100 Hektaren Gemüse angebaut.»
Hilfsmitteleinsatz optimieren
Beat Tinner sagte, er staune immer wieder, wie weit die Landwirtschaft in Sachen Digitalisierung bereits sei. Mit diesen neuen Technologien werde es möglich sein, den Hilfsmitteleinsatz zu optimieren und damit zu reduzieren. «Die Robotik, verknüpft mit künstlicher Intelligenz, ist bei der Unkrautbekämpfung schon recht weit.» Seitens des Kantons sei ein motiviertes Team bereit, die Landwirte auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu unterstützen.
Peter Nüesch als Präsident des St.Galler Bauernverbandes wies im Schlusswort darauf hin, dass die Robotertechnologie in der Tierwirtschaft bereits in Ställen Einzug gehalten hat. Und jetzt auch das «Smart Farming» bei den Gemüseproduzenten seinen Weg gehen wird. Wobei sich Kosten und Ertrag die Waage halten müssen, was eine Herausforderung sei. Anpassen müssen werde sich die Schweizer Agrarpolitik, die mit ihren zahlreichen Regulierungen der Digitalisierung in Wege stehe.