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Altstätten
15.12.2023

Markus Ritter: der mächtigste Mann in Bundesbern?

Markus Ritter, Nationalrat und Bauernpräsident
Markus Ritter, Nationalrat und Bauernpräsident Bild: who-s-who.ch
Der Altstätter Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter ist als Strippenzieher und Mehrheitsbeschaffer zweifellos einer der Meinungsmacher im Bundeshaus. Jüngster Erfolg: Die Verschiebung der Biodiversitätsflächenförderung um ein weiteres Jahr.

Ein Rheintaler zieht erfolgreich an den Fäden des Marionettentheaters namens Nationalrat. Markus Ritter, Landwirt aus Altstätten und nationaler Bauernpräsident gibt die Richtung der bürgerlichen Parteien vor. Das Geheimnis seines Erfolgs suchte blick.ch diese Woche mit dem Artikel «Der allmächtige Herr Ritter» zu ergründen.

Speerspitze der Bauernlobby

Wobei sein Wirken für Andersdenkende nicht immer segensreich ist. Denn als Speerspitze der Bauernlobby organisierte er in den letzten Jahren die Ablehnung von Pestizid-, Trinkwasser- und Massentierhaltungsinitiative. Und machte es möglich, dass der Landwirtschaft trotz Sparzwangs in Bern weitere Millionenbeträge zugesprochen wurden.

Gegenüber blick.ch formulierte Ritter die sieben Geheimnisse seines Erfolgs. So Geheimnis Nummer eins: Man muss ein Ziel, eine Strategie und die richtige Taktik haben, dann kann man vieles erreichen. Das Ziel des Altstätter Politikers: «Alles für die Bauern!». Ritter wolle die Strukturen in der Schweizer Landwirtschaft, so wie sie sind, erhalten. Und damit die zusätzliche Bürokratie, die vielen Bauern zu schaffen macht, eindämmen.

Geld-und-Gülle-Allianz

Um diesem Ziel zu frommen, schloss Ritter 2022 ein aufsehenerregendes Bündnis mit Gewerbeverband, Arbeitgeberverband und Economiesuisse. Ein als «Geld-und-Gülle-Alllianz» bezeichnetes Bündnis. Ein Kuhhandel, in dessen Zuge die grüne Agrarreform abgeschossen wurde und im Gegenzug die Konzernverantwortungsinitiative verhindert wurde.

Das zweite Geheimnis: Kenne die formellen Abläufe. Wenn man weiss, nach welchen Regeln das politische Spiel gespielt wird, wie Debatten und Zusammenarbeit mit dem Bundesrat funktionieren, ist das die halbe Miete. Wozu Geheimnis Nummer drei kommt: sich bis zum letzten Buchstaben in der Materie auskennen. So kenne Ritter die ihn interessierenden Vorlagen bis in den letzten Absatz hinein. Und habe schon oft verblüfft, wenn er ganze Sätze mit Seitenangabe rezitieren kann.

Grösster gemeinsamer Nenner

Dazu kommt als viertes Geheimnis die Kunst, den grössten gemeinsamen Nenner zu finden. Denn nur so könne man gewinnen. Nur mit Mehrheiten die eigenen Anliegen durchbringen. Wozu auch gehört, die eigenen Reihen geschlossen zu halten. Was zu Vorwürfen gegen Ritter und seinen Methoden führt. Denn wer vor allem im Bauernverband auch nur entfernt eine andere Position vertrete, müsse damit rechnen, angefeindet oder sogar abgeschossen zu werden. So sagt etwa Nationalrat Kilian Baumann, der auf der Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier ausgeschlossen wurde, gegenüber Blick: «Wenn ihr aus der Reihe tanzt, werden ihr abgeschossen.»

Ritters fünftes Geheimnis? Geschwindigkeit. Immer Vollgas. Immer das Spiel schnell machen, beim Hase und Igel Spiel immer als Gewinner vom Platz gehen. «In diesem Haus frisst der Schnellere den Langsameren, nie der Grosse den Kleinen», sagt Ritter. Was zum Geheimnis Nummer sechs führt. Denn was nützt die Schnelligkeit, wenn man die Ergebnisse des Schaffens nicht richtig transportieren kann. Deshalb sind Medien wichtig. Und Ritter hält viel von Medienarbeit und beantwortet entsprechende e-mail zum Teil noch in der Nacht oder am Wochenende.

Habe Respekt, aber nie Angst

Fehlt noch das letzte Geheimnis des Erfolgs von Markus Ritter: Habe Respekt, aber nie Angst. Wozu gehört, Andersdenkende ernst zu nehmen. Und immer fair zu bleiben. Eine Demut, die er manchmal mit harten Aussagen konterkariert. Ritter hat bereits angekündigt, kommendes Jahr erneut für das Präsidium des Bauernverbandes zu kandidieren.

Freilich, wo viel Erfolg, da immer auch viel Kritik. Und an einem Ort wie dem Bundeshaus in Bern gilt dies so, wie sonst nirgendwo. So gibt es auch viele Kritiker der Ritter´schen Vorgangsweisen. So sprechen Kilian Baumann und GLP-Abgeordnete Kathrin Bertschy, dass er als «Bauernindustrieller» noch forscher als früher auftrete und selbst agronomisch sinnvolle Vorstösse bekämpfe. Sie sprechen von einem «Machtrausch». Bertschy laut Blick: «Ritter hat den Bogen überspannt.»

rheintal24/gmh/uh