Es war ein ganz aussergewöhnlicher aktueller Clubabend, den die Soroptimistinnen des Rheintals miteinander verbrachten. An einer ganz aussergewöhnlichen Location. Denn sie erhielten durch Hausherrin und Gräfin Stephanie Waldburg-Zeil eine Führung durch den gräflichen Palast, den der Ururenkel von Kaiserin Sisi Graf Clemens Waldburg-Zeil mit seiner Familie selbst bewohnt.
Soroptimistinnen zu Gast bei Emser Grafen

Dreiflügeliger Bau
Der Palast in Hohenems gilt als der bedeutendste Renaissancebau Westösterreichs. 1562 gab Kardinal Markus Sittikus III. dem italienischen Architekten Martino Longhi – damals ein Stararchitekt – den Auftrag, ihn zu errichten. Fertigestellt war der dreifllügelige Bau mit dem imposanten Innenhof am Fusse des Schlossbergs dann Ende des 17. Jahrhunderts. Ein solches Gebäude ist aber in Wahrheit niemals fertig.
Davon können die Walburg-Zeils so einiges erzählen – Erhalt, Betrieb und Reparaturen sind eine unendliche Geschichte. Und der Versuch, ein solch altes Gebäude an die heutigen Bedürfnisse anzupassen, ist eine stete Gratwanderung. Das ständige Improvisieren und Restaurieren hat das gräfliche Ehepaar zur Gründung eines Unternehmens geführt, das genau das für andere tut. «Wir gestalten und sanieren alte Ensembles und Gebäude so, dass in Einklang mit der historischen Substanz schönes und stilvolles Wohnen möglich wird. Und zwar so, dass es ästhetisch, handwerklich und technisch höchsten Ansprüchen entspricht.»
Von Geschichte umgeben
Wer in so einem Palast aufwächst und lebt, ist von Geschichte umgeben. Denn der Palast ist Fundort von zwei Original-Handschriften des Nibelungenliedes. Die sich heute leider nicht mehr in Hohenems, sondern in zwei Museen befinden. «Ein ganz besonderes Gefühl, wenn die Kinder in den Räumen, in denen derartige Schätze lagen, gespielt haben.»
Ein klangvoller Name, die direkte Verwandtschaft zu Kaiser Franz Josef I. und Jahrhunderte an Familientradition halten so ein Schloss nicht von selbst in Schuss. Wer heutzutage einen solchen Palast erhalten will, muss unternehmerisch denken.
»Dass der Palast heute für Kunst- und Kulturveranstaltungen, Tagungen und Hochzeiten offen ist, dass es Gastronomie und Führungen gibt, dass heute niemand auf die Idee kommt, Touristen und Besuchern den Palast nicht zu zeigen, obwohl wir gleichzeitig hier wohnen, ist das Verdienst meiner Eltern. Dass mein Vater, der Urenkel von Sisi und Franz Joseph das Volk ins Haus liess, wurde in den 1960ern von anderen Schlossbesitzern noch 'unerhört' genannt: Das war damals eine andere Welt. Mein Vater musste seine Mutter noch in der dritten Person ansprechen», so Clemens Waldburg-Zeil in einem Artikel des «Standard».
Und so wurde den Rheintaler Soroptimistinnen mit Präsidentin Christa Köppel an der Spitze eine Führung durch Rittersaal, Blauen Salon, Bibliothek und den übrigen Räumlichkeiten des Palastes zuteil, die tiefen Eindruck hinterliess. Tiefen Eindruck hinterliess auch die Herzlichkeit und Natürlichkeit der beiden Gastgeber Graf Franz Clemens und Gräfin Stephanie Waldburg-Zeil.