Das Gewicht ohne gross zu Hungern und ohne Muckibude reduzieren? Wie geil ist das denn? Was von den unsäglichen «Influencern», die ohnehin beinahe Idealmasse haben, weltweit kommuniziert und verbreitet wurde. Und von immer mehr Menschen, die ihre vermeintlichen wenigen Kilo zu viel loswerden wollen, nachgeahmt wird. Sehr zum Leidwesen der von Diabetes betroffenen Menschen. Denn diese bekommen ihre Medizin teils nicht mehr. Die enorme Nachfrage nach der Arznei führt jetzt auch im St.Galler Rheintal zu Lieferengpässen.

Periodische Überprüfung Blutzuckerwert

Was auch den Schreiber dieser Zeilen betrifft. Denn gerade aktuell wurde ihm nach der periodischen Überprüfung des sich dank der Behandlung mit Ozempic endlich auf normalem Niveau eingependelten Blutzuckerwerts in einer grossen Hausarztpraxis in Oberriet mitgeteilt, dass keine Ozempic-Dosen mehr vorhanden seien. Und auch die Sternenapotheke in Altstätten teilte über Nachfrage mit, dass Ozempic fertig sei. «Wir wissen nicht, wann wir die nächste Lieferung erhalten, da sind wir ganz vom Lieferanten abhängig.»

Eine schlechte Nachricht für jene, die Ozempic als Diabetiker tatsächlich benötigen, und nicht nur auf den Mode-Abnehm-Zug aufspringen wollen. Denn bei Ausfall von Ozempic muss die Diabetes-Therapie umgestellt werden, was die Qualität der Behandlung beeinträchtigen kann, da es noch kein vergleichbar gutes Medikament am Markt gibt. So muss teilweise die Insulin-Therapie erhöht werden.

Appell an Ärzte und Ärztinnen

Deshalb ergeht ein dringender Appell an alle Ärztinnen und Ärzte, bei der Verschreibung der raren Spritzen an jene zu denken, die sie am dringendsten brauchen. Auch wenn das Medikament hervorragend gegen Übergewicht hilft – bei Adipositas, also krankhaftem Übergewicht, kann man vielleicht noch etwas zuwarten.

Bekämpfung von Übergewicht

Seit der Wirkstoff Semaglutid auch zur Bekämpfung von starkem Übergewicht zugelassen ist, gibt es weltweit einen regelrechten Hype um Medikamente wie Ozempic. Promis wie Kim Kardashian und Elon Musk verdanken kürzliche Abnehmerfolge laut eigenen Angaben den «Diätspritzen» und erhöhten damit das internationale Interesse enorm.

Dabei wird dringend vor der unreflektierten Anwendung ohne ärztliche Begleitung und Verschreibung gewarnt.  Aus ihrem Praxisalltag berichtete eine Ärztin: «Ich habe auch schon gesehen, dass Patienten sehr starke Nebenwirkungen hatten – also vor allem andauernde Übelkeit und starken Durchfall. Ausserdem nehmen normalgewichtige Personen tendenziell weniger ab als die Personen, für die die Medikamente entwickelt wurden.»