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Region Rheintal
19.08.2023
21.08.2023 15:44 Uhr

Überschwemmungen, Schmugglar und ein grosser Tunichtgut

Stefan Bösch lieferte mit der Darstellung des «Rheins» eine fulminante Darbietung
Stefan Bösch lieferte mit der Darstellung des «Rheins» eine fulminante Darbietung Bild: Ulrike Huber
Freitagabend fand im Kieswerk Kopf im Gebiet des Alten Rheins bei Altach die Uraufführung des Stücks «Die Korrektur eines Tunichtguts» statt. Es wurde ein grossartiges Theatererlebnis mit ebensolchen Schauspielern und einem ausgezeichneten Skript.

Die rund 180 Besucher in der ausverkauften Aufführungsstätte beim Altacher Kieswerk Kopf wurden von einer wunderbaren Stimmung, die die untergehende Sonne auf die prächtige Naturlandschaft zauberte, empfangen. Und sowohl vom Altacher Bürgermeister Markus Giesinger als auch vom Diepoldsauer Patrick Spirig als Präsident des Vereins «100 Jahre Diepoldsauer Rheindurchstich» mit einleitenden Worten begrüsst wurden.

170 Zuschauer hatten in dem Freilichtheater im Kieswerk Kopf Platz Bild: Ulrike Huber
Der «Rhein» philosophierte über seine Existenz Bild: Ulrike Huber

Grünlich wie der Rhein gewandet

Sie kündigten das von Heidi Salmhofer geschriebene und inszenierte humorvolle und auch traurige Theaterstück «Die Korrektur eines Tunichtguts» an, das an diesem Abend uraufgeführt wurde. Schon bei diesen einleitenden Worten war im Hintergrund am Ufer des Alten Rheins eine geheimnisvolle, in Grau-Grün gewandete Figur zu sehen, die die Arme in Wellenbewegungen schwenkte und Kieselsteine ins Wasser warf. Nämlich der von Stefan Bösch fulminant dargestellte «Rhein».

Markus Giesinger, Bürgermeister von Altach, und... Bild: Ulrike Huber
...Patrick Spirig als Präsident des Vereins «100 Jahre Rheindurchstich» sprachen einleitende Worte Bild: Ulrike Huber

Es waren auf dem weiten Platz des Kieswerks Kopf vor einmaliger Kulisse vier schlichte, Häuser symbolisierende Holzgestelle platziert, in denen in einzelnen Szenen das Leben und Leiden der Rheintaler Bevölkerung zu Zeiten, in denen der Rhein noch nicht gezähmt war, dargestellt wurden. Von insgesamt 19 Schauspielerinnen und Schauspielern aus den Amateur-Theatergruppen der an den heutigen Alten Rhein anrainenden Gemeinden.

Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
Bild: Ulrike Huber

Ein Fluss voller Kurven und Veränderungen

«Mein Leben ist ein Fluss voller Kurven und Veränderung», spricht der Rhein eingangs des Theaterstücks, «Neben mir und mit mir zu sein, bedeutet stetige Veränderung.» Was sogleich auch szenisch demonstriert wurde. Denn wenn der Ruf «Da Rhy kummt» erschallte, dann war Flucht angesagt.

Mäders Bürgermeister Rainer Siegele (vorne) zeigte sich genauso begeistert wie v.l. Bruno Seelos, Christa Köppel und Margit Bartl (in der 2. Reihe) Bild: Ulrike Huber
...sowie die Bürgermeister von Altach und Hohenems, Markus Giesinger (li) und Dieter Egger, jeweils mit Gattinnen Bild: Ulrike Huber

Das Stück berichtete über die Geschichte der menschlichen Bemühungen im Rheintal, des Rheins Herr zu werden. Durch Polder und Dämme. Berichtete über den Ritt von Johann Ender nach Wien, um bei Kaiser Franz Josef die Zusage zu holen, dass die Monarchie für diese Verbauungen aufkomme. Doch alles in allem waren es hilflose Versuche, den periodisch das Tal überflutenden Wassermassen Paroli zu bieten.

Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
Bild: Ulrike Huber

Die die Bevölkerung darstellenden Schauspieler packten so gut es ging ihre Siebensachen und der Tunichtgut Rhein begann sein zerstörerisches Werk, indem er Körbe umstiess und Chaos verursachte. Was vor der Rheinregulierung tatsächlich etwa alle sechs Jahre geschah. Und dazu führte, dass manche der Geplagten sogar ins Tirol auswanderten.

Kaiser Franz Josef I. zeigte Mühe, den im Dialekt sprechenden Johann Ender zu verstehen Bild: Ulrike Huber
  • Das Publikum, darunter auch viele Schweizer, wie etwa Gemeinderat Werner Barmettler aus Widnau mit Gattin, wurde bestens unterhalten Bild: Ulrike Huber
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Entspannende Gags

Immer wieder hat Autorin Heidi Salmhofer entspannende Gags eingebaut. Besonders köstlich die Darstellung des Besuchs des in Dialekt sprechenden Johann Ender beim Kaiser, der nichts verstanden hatte. «Wos hot er gsogt?». Oder die wiederkehrende Runde der drei Verhandlungsführer aus der Schweiz, Vorarlberg und der Monarchie, die von den Überschwemmungen immer wieder an den Verhandlungstisch zurückgezwungen wurden.

Bild: Ulrike Huber
  • Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
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In weiteren Episoden, die von Liebschaften über den Fluss hinweg, von der Fertigstellung des Durchstichs bei Fussach und schliesslich nach dem Ende des ersten Weltkriegs und der österreichisch-ungarischen Monarchie auch vom Durchstich bei Diepoldsau handelten, wurde Geschichte in wunderbarer Art szenisch erlebbar gemacht.

Videos: Ulrike Huber

Mit der Episode über die «Schmugglar» kam auch eine Prise Slapstick und derber Humor zur Aufführung. Wobei einem dann in einer besonders berührenden Szene das Lachen im Halse stecken blieb. Denn in einmaliger und grossartiger Darstellung wurde das Leiden der vielen Flüchtlinge thematisiert, die vor den Nazis über den Alten Rhein und die dort verlaufende Landesgrenze des Deutschen Reichs in die rettende Schweiz gelangen wollten. Und von den Grenzpolizisten mit vorgehaltener Waffe wieder zur Rückkehr gezwungen wurden.

Impressionen aus dem Theaterstück Bild: Ulrike Huber
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  • Das gesamte Ensemble erhielt für seine Leistung frenetischen Applaus Bild: Ulrike Huber
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Spezieller, wunderbarer Theaterabend

Alles in allem erlebten die Besucher einen ganz speziellen, wunderbaren Theaterabend in einer grandiosen Naturkulisse. Lehrreich für alle, die sich noch nicht mit der Geschichte der Rheinregulierung befasst hatten. Unterhaltsam und durch die – es sei nochmals wiederholt – grossartige Leistung des gesamten Ensembles, das auch durchgehend in den verschiedenen Dialekten der Anrainer Gemeinden gesprochen hatte, zu einem unvergesslichen Erlebnis geadelt.

rheintal24/gmh/uh
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