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Leserbrief
Region Rheintal
04.07.2023
04.07.2023 14:18 Uhr

«Alle S18-Varianten haben ihre Vor- und Nachteile»

Das Ansinnen des Wiener Verkehrsministeriums, die Querverbindung der beiden Rheintal-Autobahnen über die Rheininsel zu führen, gibt Stoff für Diskussionen
Das Ansinnen des Wiener Verkehrsministeriums, die Querverbindung der beiden Rheintal-Autobahnen über die Rheininsel zu führen, gibt Stoff für Diskussionen Bild: zVg
Dies- und jenseits des Rheins hat die kolportierte Aussage der österreichischen Verkehrsministerin Gewessler «...egal, was die Schweizer davon halten» Wellen geschlagen. Wie auch der Leserbrief von Franz Schwerzler zeigt.

Zum vor einigen Tagen erschienenen Kommentar von Chefredaktor Dr. Gerhard Huber «…egal, was die Schweizer Nachbarn davon halten» ist uns ein Leserbrief von Franz Schwerzler aus Feldkirch zugegangen, den wir gerne veröffentlichen.

Sehr geehrter Herr Chefredakteur,

«…egal, was die Schweizer Nachbarn davon halten»: Hätte die Ministerin das gesagt, wäre es schon ein Affront. Hat sie aber nicht. Zur Stimmungsmache eignet sich die Schlagzeile natürlich bestens. Dies- und jenseits des Rheins.

Ein paar Gedanken zur Sache:

Natürlich präferiert die Schweiz eine Anbindung bei der schon vor langer Zeit fertiggestellten Anschlussstelle in St. Margrethen. Es gibt dafür auch ein paar gute Sachargumente.
Was in den Diskussionen allerdings kaum thematisiert wird: Die von der Ministerin vorgeschlagene Netzvariante 3.1 beinhaltet nicht nur die Trasse südlich von Lustenau, sondern auch einen Übergang beim Brugger Loch, dort allerdings nur als Verbindung für den regionalen Verkehr. Insoweit wäre die erbrachte Vorleistung der Schweiz durchaus kompatibel mit diesem Konzept.

Begeisterung hält sich in Grenzen

Dass sich in Lustenau die Begeisterung über die Variante CP in Grenzen hält, kommt nicht von ungefähr. Eine neue Autobahn, die auf mehrere Kilometer am Siedlungsrand von Lustenau verläuft, dort wo heute hochwertiges Wohngebiet nahtlos in die Riedlandschaft übergeht – dieses Projekt soll „weitgehend genehmigungsfähig“ sein?

Von der Verkehrswirksamkeit her haben alle Varianten ihre Vor- und Nachteile. Für den Verkehr von Deutschland in Richtung St. Gallen ist die CP-Variante sicher besser, südlichere Varianten bringen weniger Entlastung (beim PKW-Verkehr … der LKW-Verkehr lässt sich auf jeden Übergang lenken). Anders sieht es beim Nord-Süd-Verkehr von Deutschland in Richtung San Bernardino aus, unter dem Diepoldsau heute ganz besonders leidet. In dieser Relation ist die CP-Variante alles andere als optimal.

Entlastung wichtig und dringlich

Für Diepoldsau bringt die Variante CP nicht die Entlastung, die sich die Gemeinde wünscht – wobei diese Entlastung sicher wichtig und dringlich wäre. Dort wird daher mit Nachdruck zusätzlich zur S 18 eine Strassenverbindung gefordert, und zwar auch als unterirdische Lösung. Der Kanton St. Gallen hat dazu ein Projekt ausarbeiten lassen, der Schlussbericht liegt seit März 2021 vor, Sie kennen ihn sicher. Die Berücksichtigung wasserbautechnischer Vorgaben hat zu einer monströsen Lösung geführt: Eine 4 km lange Verbindung zwischen den Autobahnen, mit einem 3,5 km langen Tunnel – dort, wo die Autobahnen 2 km voneinander entfernt sind.

Die geschätzten Investitionskosten liegen bei 610 Mio. Franken (Preisbasis Oktober 2020, exkl. Landerwerb und MWSt). Der gigantische Energie- und Ressourcenverbrauch, den Bau und Betrieb verursachen, scheint wenig zu interessieren, auch in Zeiten wie diesen. Soll das eine überzeugende Lösung sein? Ich weiß nicht, woher Diepoldsau die Zuversicht nimmt, dass dieses Monsterprojekt in absehbarer Zukunft realisiert wird.

Was ist, wenn es nicht kommt? Dann brächte die von der Ministerin vorgeschlagene Netzvariante 3.1 für die Gemeinden im Schweizer Rheintal eine ungleich grössere Entlastung als die Variante CP …

Freundliche Grüsse

Franz Schwerzler

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Redaktion rheintal24

 

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