Home Region Rheintal Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Balgach
29.06.2023

Nachwuchs bei den Schleiereulen

Dominic Frei zeigt dem interessierten Publikum eine der vier jungen Schleiereule.
Dominic Frei zeigt dem interessierten Publikum eine der vier jungen Schleiereule. Bild: Verein Pro Riet Rheintal
Im Rahmen des Pro Riet Artenförderungsprojekts Turmfalke und Schleiereule im St.Galler Rheintal konnte Dominic Frei am Mittwochabend, 28. Juni 2023 vier junge Schleiereulen auf dem Eichhof in Balgach beringen und vermessen.

«Die Schleiereulen scheinen hier einen guten Lebensraum gefunden zu haben...», erklärt Dominic Frei. «...denn es ist bereits die vierte Brut in Folge in diesem Nistkasten». Wenige Meter neben den Schleiereulen brütet aktuell auch ein Turmfalkenpaar, was bestärkt, dass der Lebensraum rund um den Hof genügend Nahrung für die beiden Beutegreifer zur Verfügung stellt.

Lebensbedingungen werden aufgebessert

Beim Beringen werden die Nestlinge aus dem Nistkasten geholt und es wird ihnen ein nummerierter und individueller Aluminiumring um den Lauf gelegt – so lassen spätere Wiederfunde beispielsweise Rückschlüsse auf das Wanderverhalten und die Überlebensrate zu. Weiter wird das Flügelmass, das Mass einer bestimmten Handschwinge und das Gewicht aufgenommen. Diese Parameter lassen Rückschlüsse auf das Alter der Nestlinge zu.

Zum Artenförderungsprojekt gehören nebst der Beringung der Unterhalt des Nistkastenparks und die jährliche Brutzeitkontrolle. Weiter sollen Landwirte für ökologische Aufwertungen gewonnen werden, um die Lebensbedingungen der beiden typischen Kulturlandarten zu verbessern. Durch die Beringung und die Brutzeitkontrollen liefert das Projekt wichtige Daten für das schweizweite Populationsmonitoring der Vogelwarte Sempach.

Hilft der Landwirtschaft

Bruten von Schleiereulen im St.Galler Rheintal sind nach wie vor selten und somit immer etwas Besonderes. «Diese Schleiereulenbrut ist leider die einzige uns bekannte zwischen Sargans und Altenrhein in diesem Jahr», sagt Dominic Frei.

Die Anzahl Schleiereulenbruten können von Jahr zu Jahr stark schwanken und sind abhängig vom Mäuseangebot. In guten Mäusejahren kann die Schleiereule vorangegangene Ausfälle mit einer zweiten Brut kompensieren. Eine durchschnittliche Schleiereulenfamilie hat einen geschätzten jährlichen Nahrungsbedarf von 6'000 Mäusen und ist deswegen in der Landwirtschaft ein willkommener Nützling.

Dominic Frei beim Beringen einer der vier jungen Schleiereulen auf dem Eichhof in Balgach. Bild: Verein Pro Riet Rheintal

Das Artenförderungsprojekt Turmfalke und Schleiereule von Pro Riet startete vor 18 Jahren und wird in enger Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach und interessierten Landwirten umgesetzt.

Im Projekt arbeiten zahlreiche freiwillige Mitarbeitende mit und es wird finanziell durch das kantonale Amt für Natur, Jagd & Fischerei (ANJF) und die Vogelwarte Sempach unterstützt. Mittlerweile umfasst das Projekt – zwischen Altenrhein und Sargans – über 400 Nistkästen mit jährlich rund 110 Bruten der beiden Zielarten.

Mit Kameras live dabei

Pro Riet hat in sieben ausgewählten Nistkästen Webkameras installiert, welche Einsicht in das normalerweise versteckt ablaufende Brutgeschäft der beiden Zielarten ermöglichen. Dieses Jahr wurden in drei Nistkästen erfolgreiche junge Turmfalken grossgezogen und die ersten sind bereits ausgeflogen.

In jüngerer Vergangenheit zeigte sich in einem der Nistkästen immer wieder eine Schleiereule. Ob es wohl eine Zweitbrut gibt? Wer mehr über das Artenförderungsprojekt erfahren oder die Turmfalken beim Brutgeschäft beobachten möchte, kann dies unter pro-riet.ch/schleiereule-turmfalke tun.

sir/pd