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Region Rheintal
03.05.2023
03.05.2023 16:19 Uhr

Hidden Champions aus der Region

Bild: leaderdigital.ch
In der Ostschweiz gibt es überraschend viele kaum bekannte, hochinnovative Unternehmen. Der Versuch, eine Stichprobe zu nehmen, ist deshalb immer unvollständig – aber durchaus repräsentativ. Das Ostschweizer Unternehmermagazin LEADER stellt einige dieser Hidden Champions vor, vier davon sind aus der Region Rheintal und Vorderland.

Seit gut 30 Jahren wird der Begriff Hidden Champion verwendet, nachdem in die Zeitschrift für Betriebswirtschaft 1990 eingeführt hatte. Der Autor, Hermann Simon, hatte auch eine klare Definition mitgeliefert: Sie sind Nummer 1, 2 oder 3 auf dem Weltmarkt, haben einen Umsatz von weniger als drei Milliarden Euro, und sie sind der Öffentlichkeit kaum bekannt, da sie inhabergeführt und nicht börsennotiert sind. Meistens bedienen sie auch einen Nischenmarkt.

Unternehmen, die ungefähr in dieses Schema passen, gibt es in der Ostschweiz überraschend viele, auch wenn man jene Champions abzieht, die einigermassen bekannt und eben nicht «hidden» sind.

Was machen die eigentlich?

Die Szene könnte sich überall in der Ostschweiz abspielen: Man fährt durch ein Dorf und sieht am Dorfrand eine ältere Werkstatt mit einem Anbau jüngeren Datums, an der Wand ein Logo mit einem Familiennamen, davor ein ausländischer Lastwagen, der gerade beladen wird. Womit? Keine Ahnung … Sucht man später den Namen im Netz, findet man eine jener kleinen Firmen, die ihre Website nicht auch in Englisch zugänglich machen, sondern nur in Englisch.

Die Frage «Was machen die eigentlich?» stellt sich oft. In der Ostschweiz darf man gerne davon ausgehen: Was immer es auch ist, was sie machen, sie machen es besser als andere. Viele hiesige KMU, nicht selten nach wie vor Familienunternehmen, haben sich auf eine ganz bestimmte Nische fokussiert und beliefern anderen Unternehmen mit Komponenten, ganzen Systemen oder auch Know-how.

Ansteckende Begeisterung

Derselbe unternehmerische Spirit, der zurecht bei einigen bekannten Ostschweizer Vorzeigeunternehmen an Wirtschaftsanlässen gelobt wird, findet sich auch in Firmen, von denen kaum jemand gehört hat.

Natürlich braucht es Know-how und Kapital, Fachkräfte und eine Portion Glück, um sich in weltweiten Märkten zu etablieren. Es braucht aber insbesondere Unternehmer, die für ihre Firma brennen. Die mit Leidenschaft neue Ideen vorantreiben und ihre Mitarbeiter mit ihrer Begeisterung anstecken. Hier sind Ingenieure und Konstrukteure am Werk, die Herausforderungen lieben. Das bald hundertjährige Kradolfer KMU Humbel Gear Technology bringt dieses Selbstverständnis auf seiner Website schön auf den Punkt: «Wir erfinden das Rad auch neu».

In diesem Schwerpunkt haben wir einigen dieser Hidden Champions, nachgespürt, stellvertretend für viele weitere unternehmerische Perlen, die gemeinsam den Werkplatz Ostschweiz stark machen. Fordert man führende Köpfe der Ostschweizer Wirtschaftsämter auf, Hidden Champions aus ihrem Kanton zu nennen, kommen sie dem Wunsch gerne nach.

Sollen es je nach Kantonsgrösse nur drei oder fünf Nennungen sein, ist das zugegebenermassen aber eine Zumutung. Auch weil die Kriterien, wer nun ein Hidden Champion sei, bewusst nicht messerscharf formuliert wurden, haben Wirtschaftskenner sofort eine längere Liste an spannenden Firmen zur Hand – Perlen, die von der Allgemeinheit kaum beachtet werden, aber das Zeug zu einem Vorzeigeunternehmen haben

Exportorientierte Firmen

«Für den Kanton St.Gallen nur gerade vier oder fünf Vorschläge machen zu können, ist eine echte Herausforderung! Da gibt es doch einige mehr …» schreibt etwa Karin Jung, Leiterin Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons St.Gallen. Der Thurgauer Wirtschaftsförderer Marcel Räpple betont: «Die Aufzählung ist in keiner Weise abschliessend. Es existieren eine ordentliche Anzahl weiterer nennenswerter Kandidaten.»

Unternehmen, die mit Ihren Dienstleistungen und Produkten einzigartig und in den jeweiligen Branchen führend sind? «Als einer der exportstärksten Kantone der Schweiz verfügen wir tatsächlich über eine sehr grosse Anzahl an solchen Firmen», bemerkt Daniel Lehmann zu seinen Nennungen. Er ist Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit in Appenzell Ausserrhoden, wo 25 Prozent der Arbeitsplätze vom Export abhängig sind.

Leidenschaftliche Unternehmer

Selbst im kleinsten Ostschweizer Kanton kennt man mehr Beispiele als angefordert. Markus Walt, der Leiter des Amts für Wirtschaft von Appenzell Ausserrhoden, zählt darauf, dass einige Vorzeigeunternehmen doch nicht so «hidden» sind, und fügt seiner Liste an: «Selbstverständlich sind da noch KUK und Wyon, aber die haben Sie sicher schon auf dem Radar.»

Die Angaben aus den vier Kantonen sind also alles andere als eine umfassende Auflistung, zumal die Nennungen noch einmal gekürzt wurden. Es sind dennoch nicht ganz zufällige Beispiele, die vor allem in ihrer Summe unterstreichen, dass leidenschaftliches Unternehmertum in der Ostschweiz weitverbreitet und gut verankert ist. Ein Fakt, den man wieder einmal betonen darf: Daniel Lehmann schreibt, dass gerade auch seitens der Kantone ein Interesse bestehe, dass solche Firmen nicht mehr versteckt sind, «sondern als Visible Champions wahrgenommen werden».

Hidden Champions: Kennen Sie diese Firmen?

Bild: www.bopp.com

G. Bopp & Co. AG, Wolfhalden

Das Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Metallgeweben. In fast jedem Handy und in zahlreichen weiteren Produkten finden sich die Metallgewebe aus Wolfhalden.

Bild: pd/rheintal24

Herrmann AG, Walzenhausen

Mit über 700 Millionen Spritzgussteilen gehört das Unternehmen zu den weltweit führenden Anbietern von Verschlüssen, Verschlusssystemen und mehr für die Pharma-, Kosmetik-, Medizin-, Chemie- und Lebensmittelbranchen.

Bild: pd/rheintal24

Icotec AG, Altstätten

Das Unternehmen entwickelt und produziert innovative, hochfeste Implantate aus kohlefaserverstärktem Kunststoff für die operative Versorgung von Tumorerkrankungen der Wirbelsäule. Die Hightech-Implantate aus Altstätten sind strahlendurchlässig, was die postoperative Bildgebung verbessert und entscheidend zu einer optimierten Therapie von spinalen Tumoren und Metastasen beiträgt.

Bild: Ulrike Huber

Oertli Instrumente AG, Berneck

Seit der Unternehmensgründung im Jahr 1955 hat sich Oertli von einer Werkstatt für chirurgische Instrumente zu einem der weltweit führenden Anbieter von Operationsplattformen und Instrumenten in der Augenchirurgie entwickelt. Die Geschichte von Oertli ist reich an Innovationen, Höhepunkten und wissenschaftlichen Erfolgen.

Dieser Text ist aus der LEADER Ausgabe April 2023. Die LEADER-Herausgeberin MetroComm AG aus St.Gallen betreibt u.a. auch rheintal24.ch.

leaderdigital.ch/rheintal24
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