Als rheintal24 dieses Gespräch mit Roland Wälter führte, war er gerade von den österreichischen Plänen, über Diepoldsau künftig den Transitverkehr zwischen den beiden Rheintalautobahnen zu führen, informiert worden. Dennoch empfing er rheintal24 mit einem Lachen und guter Laune. «Das kann man doch gar nicht ernst nehmen. Diese Planung ist völliger Quatsch. Was ich den Medien auch schon mitgeteilt habe.»
Bürogeplauder: «Die Menschen sind mir am wichtigsten»

Wer Roland Wälter kennt, hat den Sonnenschein getroffen. Immer voller positiver Energie, immer gut gelaunt, nie ein schlechtes Wort. Über nix und niemanden. Ausser wenn es um österreichische und aus dem fernen Wien kommende Planungen geht. Wie geht das? Wie kann man beinahe übernatürlich ständig fröhlich sein?
Roland Wälter: «Ganz einfach, ich gehe gerne arbeiten und habe Freude an dem, was ich tue. Es ist spannend und interessant. Es braucht schon sehr viel, um mir die gute Laune zu verhageln. Denn ich sehe in allem noch etwas Positives. Und so hatte ich in meinen fünfzehn Jahren als Gemeindepräsident, aber auch schon vorher in den 24 Jahren als Gemeinderatsschreiber von Diepoldsau sehr viele schöne Erlebnisse.»
Man glaubt es Roland Wälter, wenn er davon spricht, wie er den Umgang und den Kontakt mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern schätzt. Wie auch die guten Gespräche und der Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Region Rheintal.
«In diesem Jahr geht es dann in den wohlverdienten Ruhestand (lacht). Aber vorher darf ich noch den renovierten Teil des Alters- und Pflegzentrums Rheinauen und am 30.06. und 01.07. die Eröffnung der Zentrumsgestaltung einweihen und am 18. Juni wird über die Baukredite der Zentrumsentwicklung abgestimmt. Das wird dann der Abschluss meiner Amtszeit sein.»
In der Zeit der Tätigkeit von Roland Wälter ist die Gemeinde Diepoldsau von 5´200 auf 6´900 Einwohner gewachsen. Was enorme Anforderungen an die Infrastrukturen eines Gemeinwesens stellt. Es hat sich viel getan.
«Wir haben unsere Infrastrukturen regelmässig überprüft. Gerade auf die «Tausenderschritte» in der Bevölkerung erfolgten jeweils Bedarfsprüfungen. Haben wir noch genug Schulräume, Abstimmungen in der Ortsplanung mit Verdichtung im Zentrum und Weiterentwicklung in den Personaleinheiten. Wie schaut es mit dem Schülerhort, der Kindertagesstätte und der Altersversorgung aus. Passen die Elektra, das Kommunikationsnetz, Wasser- und Abwasserinfrastrukturen? Und so weiter und so fort.»
Wobei in Diepoldsau der Leitungs- und Strassenbau aufgrund der Tatsache, dass grosse Gebiete der Gemeinde einen stabilen Untergrund aufweisen, gut zu bewerkstelligen ist. Und bei den Werkleitungen wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. So konnten die früher etwa vierzig bis fünzig vorgekommenen Leitungsbrüche auf noch etwa fünfzehn im Jahr reduziert werden. Was hat sich sonst gegenüber früher geändert?
«Zufällig ist mir in den letzten Tagen das Budget aus dem Jahre 1984 in die Hände gekommen. Der Haushalt hat damals etwa sechs Millionen Franken betragen. Heute stehen wir bei 35 Millionen. Und auch die Gemeindeverwaltung und das Bauamt war damals noch ein ganz anderer Laden. Da haben wir uns immer kontinuierlich weiterentwickelt. Wobei mir anfangs als Gemeindepräsident natürlich sehr zugute gekommen ist, dass ich lange Jahre Gemeindeschreiber war. So habe ich alle Dossiers bereits gekannt. Und ich hatte eine sehr gute, sehr enge Zusammenarbeit mit meinem Vorgänger Rolf Eyer.»
Roland Wälter war sein ganzes Berufsleben lang ein «Gmöandler». Machte in Marbach auf der Gemeinde seine Lehre als kfm. Angestellter, besuchte dann die Fachschule für höhere Gemeindebeamte und machte das Grundbuchsverwalterpatent in Bronschhofen. ImJahre 2005 besuchte er die «School of Leadership», was die Führungs- und Sozialkompetenz und den proaktiven Umgang mit Medien nochmals stark gefördert hat.
«Ich habe bei den Wahlen zum Gemeindepräsidenten nie einen Gegenkandidaten gehabt und wurde immer mit guten Resultaten gewählt. Das ist heutzutage wohl schwieriger, wie man an dem öffentlichen Hearing meiner drei Nachfolgekandidaten in der MZH Kirchenfeld vor beinahe sechshundert Leuten sieht. Mich kannte man eben schon aus meiner Zeit als Gemeinderatsschreiber. Aber die Zeit ist heute eine andere.»
Das einzige, was den in einigen Monaten scheidenden Diepoldsauer Gemeindepräsidenten fuchst, sind jene Projekte, die er gerne umgesetzt hätte, die aber nicht gemacht werden konnten. So vor allem die Entlastung seiner Gemeinde vom Transitverkehr. Durch eine Verwirklichung der Schnellstrasse S18 in Vorarlberg und ergänzend durch eine bereits evaluierte regionale südliche Umfahrungslösung von Diepoldsau. Wie hat sich Roland Wälter Entspannung von seinem manchmal eben doch Ärger bereitendem Job geholt?
«Meine liebsten Hobbys sind im Winter Skifahren und im Sommer Wandern. Am liebsten dort, wo Weitsicht möglich ist. Das hilft mir dann auch meine Erlebnisse im Job zu reflektieren und auf gute Ideen zu kommen. Wir haben eine Ferienwohnung in Laax, sodass ich im Winter auf etwa 25 Skitage komme. Und ab dem nächsten Jahr werden es dann wohl fünfzig Skitage sein (lacht).»
Was Roland Wälter sicher nicht mehr macht, ist Schlitteln zu gehen. Hatte er doch mit dem Rodel am 09.12.2012 auf dem Stoss einen schweren Unfall, bei dem er sich die Schulter gebrochen hatte. Trotzdem hielt er nach der folgenden Operation am Neujahrstag tapfer die Ansprache zur traditionellen Diepoldsauer Neujahrsbegrüssung. Mit dem Arm in der Schlinge…
«Mich hält nichts länger als drei Tage im Krankenhaus. Auch nicht meine beiden Hüftoperationen, als ich künstliche Gelenke eingesetzt bekam. Auch da war ich nach drei Tagen wieder soweit auf den Beinen, dass ich nach Hause in die Pflege meiner Frau übersiedeln konnte. Und dort wieder mein Lieblingsgericht Geschnetzeltes mit Rösti und dazu einen guten Roten aus der Region oder aus Italien geniessen konnte.»
Der zum zweiten Mal verheiratete dreifache Vater und stolzer Opa eines Enkels redet nicht viel über Privates. Er lässt sich entlocken, dass er kein Haustier mehr habe, seit seine Frau und er vor sieben Jahren das Haus verkauft und eine Wohnung im Zentrum von Diepoldsau bezogen haben. Was ein guter Schritt in Hinsicht auf den dritten Lebensabschnitt gewesen sei. Viel lieber spricht Roland Wälter über seinen Beruf.
«Ausdrücklich hervorheben möchte ich die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, die voller Vertrauen, lösungsorientiert und erfolgreich verlaufen ist. Auch durfte ich immer auf ein motiviertes und engagiertes Team von Mitarbeitenden zählen. Und auch der regelmässige Austausch mit den umliegenden Gemeinden im Rheintal und ennet des Rheins waren wertvoll. Das grösste Juwel für Diepoldsau ist das wunderbare Naherholungsgebiet am alten Rhein, dem wir auch in Zukunft sehr Sorge tragen müssen.»
Roland Wälter wird Ende August das Amt des Gemeindepräsidenten seinem Nachfolger, der erst noch gewählt werden muss, übergeben. Eine finanzstarke, gut organisierte, lebenswerte Gemeinde und grosse Fussabdrücke hinterlassen.