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02.12.2022

Adventskalender – Vorfreude oder Abzocke?

Adventskalender mit Spielfiguren sind beliebt und sollen zu Folgekäufen anregen
Adventskalender mit Spielfiguren sind beliebt und sollen zu Folgekäufen anregen Bild: Playmobil
Es gibt sie noch gar nicht so lange. 1908 ging der erste verkaufte Adventskalender über die Ladentheke. Mit 24 Rechtecken, auf die Kinder bunte Bildchen kleben konnten. Erst vor etwa siebzig Jahren kam jemand auf die Idee, Schokolade hinter den Türchen zu verstecken.

Ein Spielzeug- oder Schokokalender für die lieben Kleinen, ein köstlicher Trüffel-Kalender für die Grosi, der Kosmetikkalender mit Lipgloss und Mascara für die schönheitssüchtige Freundin und der Bierkalender für den Mann. Was es doch nicht alles gibt. Und wie selbstverständlich packen wir beim Futterkauf auch noch einen Adventskalender mit Leckereien für Katze oder Hund ein.

Viele Firmen setzen auf eigene Adventskalender - und es werden immer mehr, sie werden immer grösser und immer teurer, so scheint es. Dabei ist der Inhalt doch teilweise recht überschaubar. Wie die Preise zustande kommen, ist oft ein Rätsel.

Adventskalender für 700 Franken

Die Luxusmarke Chanel hat es vorgemacht, was man falsch machen kann und wurde in den Social Medias dafür kritisiert. Denn eine Influencerin hatte sich im vergangenen Jahr den über 700 Franken teuren Kalender von Chanel gegönnt. Und dann Türchen Nummer neun geöffnet und dahinter einen simplen Sticker entdeckt. Hinter der Nummer 17 verbarg sich ein Plastikarmband. Mit einer gewissen Fassungslosigkeit reagierte sie auf Tiktok auf ihre vorweihnachtlichen Entdeckungen, die im Rappenbereich lagen.

Das Video ging viral und Chanel hat nach viel Kritik in diesem Jahr auf die offensichtlich lukrative "Marketingchance", also den Adventskalender, verzichtet.

Unzählige Produkte in Minigrössen

Ob Teebeutel, Badezusätze, Cremen oder Fan-Artikel – die Palette an Produkten, die man in einem Kalender unterbringen kann, scheint unerschöpflich. Immer mehr Unternehmen nutzen den gebrandeten Adventskalender inzwischen für Marketingzwecke.

Natürlich lässt sich mit Adventskalendern auch gutes Geld verdienen. Gerade im Bereich der Süssigkeiten oder anderer Lebensmittel. Konsumentenschützer haben bereits vor Jahren die Preispolitik kritisiert: Ein Schoko-Kalender koste locker doppelt so viel wie dieselbe Menge Schokolade in der üblichen Verpackung. Ähnliches gilt für die Varianten mit Chips, Keksen, Bier oder Wein. Für die Verpackung zahlt der Kunde also ordentlich drauf.

Kalender-Preispolitik mit Kalkül

Die Kalenderpreise können so deutlich über dem Warenwert liegen. Müssen sie aber nicht. Immer wieder gibt es auch Adventskalender, die - gemessen an ihrem Inhalt - relativ günstig verkauft werden. Weil Unternehmen hoffen, damit die eigene Marke zu stärken.

Besonders durchschaubar scheint dieses Prinzip bei Kalendern von Spielzeugherstellern: Findet ein Kind einen Spielzeugritter oder ein Tier einer gewissen Marke hinter einem Türchen, möchte es möglicherweise mehr davon, zum Beispiel an Weihnachten. «Folgekäufe anregen» nennt man das in den Marketing-Abteilungen.

Manchmal hält der Kalender ja auch tatsächlich, was er verspricht: 24-mal Vorfreude auf Weihnachten.

rheintal24/gmh
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