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Berneck
28.10.2022

Es ist soweit – der Torkelbaum ächzt und stöhnt

Beim «Druckfest» werden die am Wimmetfest gelieferten Trauben mit dem alten Torkelbaum gepresst
Beim «Druckfest» werden die am Wimmetfest gelieferten Trauben mit dem alten Torkelbaum gepresst Bild: Ulrike Huber
Das Wimmetfest in Berneck war ein voller Erfolg. Jetzt ist es soweit. Die von den Rebleuten des Rheintals angelieferten Trauben werden am Samstag, 5. November, ab 13.00 Uhr, beim grossen Druckfest im alten Torkel in Berneck gepresst.

44 Traubenlieferanten aus dem ganzen Rheintal brachten vor einigen Wochen ihr Rebgut beim Wimmetfest nach Berneck. Die Trauben waren am selben Tag geerntet worden und wurden beim alten Torkel übergeben. Es kamen 2´420 kg zusammen. Mit sensationellen 97 Grad Oechsle im Schnitt. Das ist das Mass für den Anteil der gelösten Stoffe (mehrheitlich Zucker) im Traubenmost. Es wird ein guter, ja ein hervorragender Wein werden.

Funktionsfähige Baumpressen

 Das Traubengut wurde in zwei grossen Bottichen zur Gärung eingesperrt. Und am 5.November ist es dann soweit. Die Trauben werden auf dem alten mächtigen Torkel aus dem Jahr 1682 gepresst. Wie man es bis vor etwa hundert Jahren gemacht hat. Nur wenige funktionsfähige Baumpressen dieser Art sind noch erhalten. Zwei davon in Berneck. Denn nicht nur im alten Torkel, sondern auch im Haus Laager im Ortsteil Husen steht eine solche urtümliche Presse, die jährlich zur Wimmetzeit betrieben wird.

Der alte Torkel in Berneck wird ächzen und stöhnen Bild: zVg

Es gibt nicht mehr viele Menschen, die wissen, wie ein solcher Torkelbaum zum Leben erweckt wird. Wie die Trauben auf diesen Ungetümen gepresst werden. Vor der alte Torkelmeister von Husen gestorben ist, hatte er noch den Winzer Tobias Frei in diese Kunst eingeführt. Heute ist es dank einer neu gegründeten Torkelmannschaft immer noch möglich, diese seit Jahrhunderten geübte jährliche Torkelarbeit durchzuführen.

Spektakulär und abenteuerlich

So wird dann am Samstag in einer Woche im mächtigen Torkel beim Ortsmuseum Berneck im Rahmen des grossen «Druckfestes» gepresst werden. Um 13:00 Uhr wird begonnen, das Traubengut aufzuschütten. Der erste Druck erfolgt dann um 14.30, der zweite Druck abends um 18.00 Uhr. Der mächtige Eichenbaumstamm des Torkels wird dann spektakulär und abenteuerlich ächzen und stöhnen. Und die ganze Bevölkerung kann dabei sein. Der Vorgang wird laufend durch Felix Indermaur und Jakob Schegg erläutert.

Jakob Schegg (ganz links) und Felix Indermaur werden den Druckvorgang kommentieren Bild: Ulrike Huber

Der gepresste Saft wird anschliessend in Barriquefässern gekeltert und darf die nächsten 18 Monate reifen und seinen unnachahmlichen Geschmack entfalten. Denn schon jetzt steht fest, dass im Rahmen eines weiteren grossen Weinfestes am 22. Juni 2024 das «Aaatrinkete» dieses besonderen Rheintaler Torkel-Wiis erfolgen wird.

Gerstensuppe, Apfelküchlein und Fackelspiess

Auch das Rahmenprogramm für das Druckfest wurde durch das OK des Vereins Vinum Berneck detailliert erarbeitet. Ab 13.00 Uhr gibt es eine Festwirtschaft beim Festzelt vor dem Torkel mit passender Verpflegung. Mit Gerstensuppe, Apfelküchlein und Fackelspiessen, die selber gegrillt werden können. Als kulinarischer Höhepunkt wird nachmittags mit dem Grillieren eines Spanferkels begonnen, das dann abends knusprig und bereit zum Verzehr sein wird. Wozu im Festzelt für musikalische Unterhaltung mit Jodelgesang und Quetschkommoden gesorgt ist.

Das «Druckfest» wird wieder ein Ereignis für die ganze Bevölkerung Bild: Ulrike Huber

Im Haus des Weins werden parallel Gschwellte und Käse angeboten. Und auch die Kinder kommen beim Druckfest nicht zu kurz: Die Pfadi Mittelrheintal hat Attraktionen vorbereitet. So werden aus Rebhölzern Türme gebaut. Welcher wird wohl am höchsten? Ausserdem kann Schlangenbrot gebacken werden.

Identifikation mit Rheintaler Wein

Es wird mit dem Druckfest mit Sicherheit gelingen, was sich das OK mit seinem Projekt «Der Torkelbaum ächzt» vorgenommen hat. Mit diesem besonderen Event wird Identifikation mit dem Rheintaler Wein geschaffen und wird der Wein als Produkt der Natur und der sorgfältigen Kelterung publikumswirksam inszeniert. Und der Wein als Kulturgut mit historischer Bedeutung dargestellt.

rheintal24/gmh/uh