Hinter dem kontemplativen Raum, der wie das gesamte Alters- und Pflegezentrum Zehntfeld für alle offen und an keine Konfession gebunden ist, stehen der planende Vorarlberger Architekt Andreas Cukrowicz und der Zürcher Architekt und Künstler Urs Beat Roth mit seiner besonderen Leidenschaft für Geometrie. Das zentrale Thema seiner Arbeiten ist die mathematisch generierte, perfekte Form. In seinem Atelier für konkrete Kunst in Zürich entstehen Werke ganz unterschiedlicher Art: Forschungsbeiträge, künstlerische Interventionen zu Ausstellungen oder Arbeiten im Auftrag renommierter Architekturbüros wie Herzog & de Meuron in New York. Auch die Cukrowicz Nachbaur Architekten aus Bregenz ziehen ihn zu Rate, wenn sie bei anspruchsvollen Formen und Mustern an Grenzen stossen. So hat Roth unter anderem das Muster auf der Fassade des Vorarlberger Landesmuseums berechnet.
Kontemplativ-spiritueller «Raum der Sinne»


Der Raum soll Geborgenheit vermitteln und unterschiedliche Sinne ansprechen
Wie in den Abstimmungsunterlagen dargelegt, soll das neue Alters- und Pflegezentrum einen «Raum der Stille» erhalten. Vorgesehen war ein stiller Rückzugsort mit kontemplativem Charakter. «Wir wollten ein Gefühl der Geborgenheit ermöglichen», sagt Andreas Cukrowicz. «Wenn man sich sicher fühlt, kann man Dinge loslassen und wird empfänglich für Neues.» Und damit Neues möglich wird, soll der Raum auch die Sinne ansprechen. Im konkreten Gestaltungsprozess wurde dann aus dem «Raum der Stille» ein «Raum der Sinne», dessen Atmosphäre visuell und akustisch erfahrbar ist. In der Mitte blubbert Wasser in einem Brunnen sanft vor sich hin. Darauf wird man sich konzentrieren können – «wie an einem Lagerfeuer, um das man sitzt – in einer kleinen Gruppe oder alleine». Der Raum wird durch eine tropfenförmige Beleuchtung reflektiert. Cukrowicz: «Wir hatten im Grundriss ein blumenartiges Gebilde skizziert und fanden in Urs Beat Roth jemanden, der diese Skizze räumlich und geometrisch umsetzen konnte.» Gebaut wird ein intimer, rollstuhlgängiger Kuppelraum mit sieben Sitznischen. Diese sind als Ellipsen ausgestaltet und durch eine unendliche, geometrische Linie miteinander verbunden, so als wären die Formen durch Pendelbewegungen entstanden.

Kreative Zusammenarbeit zwischen Handwerker und Werkhof
Der «Raum der Sinne» wird vom pensionierten Auer Spezialmaurer Sigi Schürch zusammen mit Mitarbeitenden des Werkhofs Widnau in Gasbetonsteinen gemauert und verputzt. Ende September fand die Startsitzung im Baubüro-Container der Baustelle Zehntfeld statt. Inzwischen ist das Metallgerüst für den meditativ-spirituellen Raum im «Zehntfeld» gesetzt. Nächste Woche beginnt Sigi Schürch mit den Maurerarbeiten, ein Mitarbeiter des Werkhofs Widnau geht ihm dabei zur Hand. «Dass ein pensionierter Spezialhandwerker einem Mitarbeiter des Werkhofes seine Fertigkeiten zeigt, ist ein schönes Symbol für kreative Zusammenarbeit. Das passt perfekt zu unserem offenen Haus», sagt Gemeindepräsidentin Christa Köppel.