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Region Rheintal
02.09.2022

Vorrang für die grenzüberschreitenden Öffis

Der Vorarlberger Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (li.) und Regierungsrat Beat Tinner
Der Vorarlberger Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (li.) und Regierungsrat Beat Tinner Bild: presse.vorarlberg.at
Der Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur geht voran, doch auf der Ebene der Tarife und der Fahrscheinsysteme bei Bus und Bahn gibt es noch eine Menge zu tun. So schilderten Regierungsrat Beat Tinner und sein Vorarlberger Pendant Mobilitätslandesrat Daniel Zadra die aktuelle Situation.

«Weit über 25.000 Personen in unserer Region pendeln Tag für Tag in ein anderes Land, um dort zu arbeiten», erklärte Regierungsrat Tinner. «Diese Menschen benötigen attraktive Angebote, damit sie vom Auto auf die Bahn oder den Bus umsteigen.» Aus diesem Grund haben das Land Vorarlberg und der Kanton St. Gallen in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, um das ÖV-Angebot auszuweiten.

Neue Schnellbahnlinie

Seit Dezember 2021 fährt die Schnellbahnlinie S7 an Wochenenden zwischen Romanshorn und Lindau, ab September 2022 verbinden zunächst drei, ab Dezember vier zusätzliche Züge an Tagesrandzeiten die Städte Feldkirch und Buchs, ebenfalls ab Dezember 2022 verkehrt die S5 an Wochentagen zwischen Dornbirn und St. Margrethen, und darüber hinaus ist es gelungen, die EuroCity-Verbindung zwischen Zürich und München via Bregenz und Lindau zu beschleunigen und die Zuganzahl zu erhöhen. Zusätzlich haben sich die Buslinien 303 und 351 zwischen Heerbrugg und Hohenems bzw. Dornbirn als grosse Erfolge erwiesen.

Bild: vlk.grafik

«Dennoch nutzen gerade einmal zehn Prozent der täglichen grenzüberschreitenden BerufspendlerInnen öffentliche Verkehrsmittel», bedauert Landesrat Zadra. Schwierigkeiten sehen Tinner und Zadra insbesondere in den Bereichen Tarife und Ticketing.

Diskrepanz nicht nachvollziehbar

«Wer täglich von Schruns nach Bregenz pendelt, kann dies mit dem regionalen KlimaTicket um 363 Euro pro Jahr tun. Wer hingegen täglich die sechs Kilometer zwischen Lustenau und Heerbrugg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen will, hat für eine entsprechende Jahreskarte nicht weniger als 673 Euro zu berappen. Es leuchtet ein, dass viele Menschen diese Diskrepanz nicht nachvollziehen können.»

Zwar existieren bereits seit 2014 Kooperationsvereinbarungen und Kombitarife zwischen dem Vorarlberger Verkehrsverbund und dem Tarifverbund Ostwind, allerdings leiden diese Angebote unter hohem Komplexitätsgrad, fehlender Bekanntheit und dem Preisgefälle zwischen der Schweiz und Österreich. «Hier haben wir einiges aufzuholen», betonen Tinner und Zadra übereinstimmend, «aber immerhin kennen wir nun Best-practice-Beispiele, von denen wir lernen können – etwa den Léman Pass in der Region um den Genfer See.»

Keine Hürde unüberwindlich

Die Roaming-Gebühren, die bei der Handynutzung im Nicht-EU-Ausland anfallen – also zum Beispiel beim elektronischen Ticketkauf –, stellen einen weiteren Hemmschuh für die Entwicklung grenzüberschreitender ÖPNV-Angebote dar. «Aber keine dieser Hürden ist unüberwindlich», zeigen sich Tinner und Zadra zuversichtlich. Die Internationale Bodenseekonferenz IBK hat bereits die Gründung einer Geschäftsstelle angeregt, die sich künftig um grenzüberschreitendes Ticketing und Marketing im ÖPNV kümmern könnte.

Die Internationale Bodenseekonferenz hat im Rahmen des Projektes «Bodanrail 2045» ein gemeinsames Zielbild für den Schienenpersonenverkehr erarbeitet, das 2022 politisch beschlossen wurde. «Diesem Zielbild sehen wir uns verpflichtet. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die bilaterale Absichtserklärung zur Verbesserung des grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehrs, die Vorarlberg und der Kanton St. Gallen unterzeichnet haben, mit Leben zu erfüllen und deren Wirksamkeit idealerweise auch auf das Fürstentum Liechtenstein auszudehnen», erklären Tinner und Zadra.

Nicht an den Grenzen enden

«Die mittel- und langfristigen Planungen für den ÖPNV dürfen nicht länger an den nationalen Grenzen enden; wir brauchen eine bilaterale Abstimmung und Koordination der Infrastrukturvorhaben – beginnen könnten wir etwa damit, eine funktionierende länderübergreifende ÖV-Auskunft zu etablieren.»

pd/rheintal24/gmh/uh