Rheintal24: Alex Arnold ist auf dem Sprung. Er kandidiert als Gemeindepräsident in Rebstein, wo Andreas Eggenberger Ende des Jahres das Rathaus verlässt und in Pension geht. Aber noch ist Alex Arnold vielbeschäftigter Gemeindevater im kleinen Dörfchen Eichberg. Höchste Zeit, sich mit dem Jungpapa und ehemaligen «Piraten» auf ein Bürogeplauder zu treffen.
Bürogeplauder: «Nicht unbedingt gescheiter, aber erfahrener»
Alex Arnold: «Ja, jetzt ist es auch schon wieder neuneinhalb Jahre her, seit ich in Eichberg als «Pirat» im Alter von 31 Jahren zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde. Das gab damals ein Riesenmedienecho. Weltweit der erste «Pirat» in einer Exekutive. Viel ist ja nicht übrig von der damaligen Partei, die meisten sind inzwischen zu den etablierten Parteien gewechselt.»
Wie auch der Eichberger Gemeindepräsident, der in die Partei „die Mitte“ gewechselt ist. Wo er wohl mehr bewirken kann und deren Werte er teilen und nachvollziehen könne.
«Als «Pirat» war ich mehr oder weniger auf mich allein gestellt. In einer etablierten Partei hast du eine Basis und ein Netzwerk. Aus den Polparteien heraus kannst du einfach keine konstruktive Politik machen. Provokation und Opposition hat noch selten zu Lösungen geführt. Heute mit vierzig würde ich wohl nicht viel mehr Wissen mitbringen als damals mit dreissig, bin aber erfahrener. Andere Prioritäten und ein anderer Blick in die Zukunft haben sich eingestellt. Überhaupt gibt es viele Dinge, die man erst feststellt, wenn man Vater ist.»
Alex Arnold und seine Gattin Sonja sind erst vor zweieinhalb Monaten stolze Eltern eines Sohnes geworden. Gerade jetzt, wo der Gemeindepräsident aufgrund einer Personalmangellage in Eichberg selbst in der Verwaltung eingespannt ist. Wie sieht er eigentlich allgemein die Arbeit als oberster Boss einer Gemeinde?
«Ich hätte gelacht, hätte mir früher in meiner Zeit als Programmierer jemand gesagt, dass es mir einmal Spass machen würde, Bürgerinnen und Bürgern zum neunzigsten Geburtstag zu gratulieren und ständig nahe an den Menschen zu sein. Aber der Job ist überaus interessant und abwechslungsreich. Vor allem spannend, man kann viel machen und vorwärtsbringen. Was man braucht, ist Geduld. Denn die Mühlen mahlen langsam, die Prozessabläufe brauchen Zeit. Aber man kann auch so einiges erreichen.»
Was ihm in der Zeit in Eichberg nicht gefallen hat, war zweifellos die Abfuhr der Bürger bei der Frage einer Erneuerung des zwar erst in den Siebziger Jahren erbauten, dennoch schon hoffnungslos veralteten und energetisch sehr schlechten Rathauses.
«Ja, die Kommunikation war sehr schwierig in der Coronazeit. Wir konnten nicht mit den Leuten direkt reden, keine Bürgerversammlung abhalten, unsere Argumente nicht gut kommunizieren. Auch dass es während der Pandemie nach den Sitzungen im Rathaus kein gemeinsames Weggehen, keinen «geselligen Teil» beim Abendessen gegeben hat, hat mich gestört und vieles erschwert.»
Damals in Sachen Rathaus und in letzter Zeit hat es auch über Leserbriefe vorgetragene Kritik von unzufriedenen oder sich gestört fühlenden Bürgern am Eichberger Gemeindepräsident gegeben.
«Ich kann gut mit persönlichen Angriffen umgehen. Meine Gattin weniger, für sie ist es schwieriger. Wenn mein Wechsel ins Gemeindepräsidium gut geht, dann wird es für Eichberg eine Neuen brauchen. Und wenn man diese Leserbriefe liest, dann muss man sich schon fragen, wer sich das antun soll. Denn wir arbeiten in Eichberg mit einer äusserst schlanken, kleinen Verwaltung mit drei Vollzeit- und einigen Teilzeitstellen. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, stark mitzuarbeiten, obwohl ich eigentlich keine Verwaltungsaufgaben habe. So schreibe ich teilweise die Traktanden selbst und bin im Bereich Soziales und Bau stark integriert.»
Objektiv gesehen wären die meisten Probleme einer Gemeinde wie Eichberg im Grossverbund bei einer Fusion zu einer «Stadt Oberrheintal» vermutlich leichter, besser und günstiger zu lösen?
«Ja, das sieht man beim Verein Agglomeration Rheintal. Der Druck, zu fusionieren, ist im Rheintal aktuell nicht gross, eben weil die Gemeinden bereits gut zusammenarbeiten. Mit einer Fusion würde man sich letztlich wahrscheinlich Geld sparen. Wobei die Verwaltung selbst kaum günstiger, aber mit Sicherheit professioneller und entsprechend effizienter und die Prozesse schneller wären. Was man erreichen kann, wenn man überörtlich zusammenarbeitet, hat man beispielsweise beim Hallenbad in Altstätten gesehen. Denn es braucht ein Hallenbad. Ein solches ist aber für eine Kleingemeinde wie Eichberg nicht finanzierbar. Da brauchte es schon die grosse Lösung.»
Was macht der Eichberger Gemeindepräsident eigentlich in seiner Freizeit? Gibt es derzeit neben den Aufgaben in Eichberg und dem Gemeindepräsidentenwahlkampf in Rebstein überhaupt sowas wie Freizeit?
«Neben meinem jüngst geborenen Junior und der Familie bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit über. Die verbringe ich beim Musizieren mit dem Musikverein Eichberg. Früher habe ich mich noch intensiv mit dem Projekt Open Data beschäftigt, mit welchem Verwaltungsdaten öffentlich gemacht werden sollten. Denn wenn beispielsweise Abfallpläne maschinenlesbar gemacht und veröffentlicht werden, dann kommt schnell jemand und stellt auf Grundlage dieser Daten eine App zur Verfügung. Und noch ein allerdings sehr selten ausgeübtes Hobby habe ich: Ich game gerne. So richtig mit dem Controller in der Hand. In letzter Zeit etwa das Spiel «Red Dead Redemption»».
Und jetzt kommt vermutlich der Schritt nach Rebstein. Wo derzeit noch der Ende Jahr in den Ruhestand tretende Gemeindepräsident Andreas Eggenberger regiert. Auch Eggenberger hatte sein Geschäft als Gemeindechef in Eichberg gelernt, ehe er nach Rebstein gegangen ist.
«Wenn die Umstände passen, muss man in meinem Alter den nächsten Karriereschritt machen und in eine grössere Gemeinde wechseln. Meine Frau und ich haben lange diskutiert und gewusst, wenn wir den Schritt nicht machen, werden wir es später bereuen. Und warum Rebstein und nicht Widnau? Weil Rebstein doch noch einen eher dörflichen Charakter hat, Widnau ist da schon städtischer. Ich fühle mich in kleinen Strukturen wohl. Dazu liegt Rebstein im Oberrheintal, wo ich die regionalen Strukturen kenne und bestens vernetzt bin. Da ist nicht alles neu.»
Die Wahl in Rebstein findet am 25. September statt. Andreas Eggenberger hört Ende Jahr auf. Dies bedeutet, dass – sollte es keinen zweiten Wahlgang benötigen – Eichberg noch im November den Nachfolger von Alex Arnold wählen kann.
«Und sollte es einen zweiten Wahlgang in Rebstein benötigen, dann wird in Eichberg für einige Zeit der Vizepräsident zum Zuge kommen. Mein Gegenkandidat in Rebstein wird sich rechtfertigen müssen, wieso er sich nicht bei der Findungskommission gemeldet hat, sondern in letzter Minute noch seine Anmeldung abgegeben hat. Aber es ist auf jeden Fall gut und schön, dass es zwei Kandidaten gibt und die Bürgerinnen und Bürger eine Auswahl haben.»
Alex Arnold macht während des Gesprächs mit rheintal24 einen glücklichen, zufrieden, in sich ruhenden Eindruck. Was vermutlich damit zusammenhängt, dass er erst vor wenigen Wochen erstmals Vater geworden ist. Er hat erst im Mai 2020 «seine» Sonja geheiratet.
«Ja, das in der ersten Woche, in der man in der Coronazeit wieder in die Beizen durfte. Das brauchte viel Vorarbeit, denn meine Frau stammt ja aus der Slowakei und benötigte für die Hochzeit viele Unterlagen, die nicht älter als sechs Monate sein durften. Die Feier wollten wir eigentlich im November 2020 nachholen, aber da war coronabedingt schon wieder alles zu. Ein halbes Jahr später haben wir dann in der Kirche und zuhause im kleinen Rahmen gefeiert und natürlich später auch in der Slowakei. Zu Weihnachten sind wir dann zu meiner Verwandtschaft nach Südafrika.»