Der Widebaumsaal im Metropol war beinahe voll besetzt, als sich am Mittwochabend die drei Kandidaten für die Gemeindepräsidentenwahl vom 25. September den Bürgern vorstellen konnte. Grund für die Suche nach einem neuen Gemeindeoberhaupt ist die Rücktrittserklärung der langjährigen Gemeindepräsidentin Christa Köppel oder «Christa Barbara Popellina», die kurz vor der Heiligsprechung stehe, wie Diskussionsmoderator und Journalist Hanspeter Trüsch sie bezeichnete.
«Widnau - die tun was!»
Grosse Fussstapfen
Ja, es sind tatsächlich grosse Fussstapfen, die der mögliche Nachfolger von Christa Köppel ausfüllen muss. Doch es sind auch drei bestens für das Amt geeignete Kandidaten, die sich in freundschaftlicher Atmosphäre und auf aussergewöhnlich sachbezogene Art und Weise den Bürgern vorstellten.
Werner Barmettler, seit 13 Jahren im Gemeinderat aktiv und im Hauptberuf als Verkaufsleiter bei der Microlife AG tätig, bezeichnete «sein» Widnau als Pioniergemeinde mit Macherqualitäten. Er sei erfahren in der Bewältigung von Krisen. Und habe Finanz- und Führungskompetenz. Der 58-Jährige wolle den Fokus auf die Raumplanung, die Erneuerung der Sportanlagen und auf Gewerbe- und Industrieansiedlungen legen.
Prosperierende Gemeinde mit grossem Potential
49 Jahre alt ist Roger Meier, der derzeit als Stadtschreiber von Wattwil tätig ist und zuvor bereits Stadtschreiber in Vaduz war, appellierte an den Mut der Widnauer, einen Auswärtigen zu wählen. Er bezeichnete Widnau als prosperierende Gemeinde mit grossem Potential. Potential, das er gemeinsam mit dem Gemeinderat zur Entfaltung bringen wolle.
Aus der Nachbargemeinde Berneck stammt der dort auch seit 2015 als Gemeindepräsident amtierende 47-jährige Bruno Seelos. Er verwies auf seine in den letzten sechs Jahre errungenen Meriten, auf die Schaffung der Einheitsgemeinde, den Hochwasserschutz, die Errichtung eines Pumptracks und die Neunutzung der alten Post als Nahversorger, bei dem man von morgens bis abends auch seine Postangelegenheiten erledigen könne. Er würde sich sehr freuen, wenn er mit der Widnauer Bevölkerung den bisher eingeschlagenen Weg weitergehen könne.
Auf der Flucht
Nach einer ersten Vorstellungsrunde richtete Moderater Hanspeter Trüsch Fragen an die Kandidaten. So etwa an Roger Meier, ob dieser denn auf der Flucht vor Wattwil sei. Dazu muss man wissen, dass in Wattwil seit 2009 bereits neun Stadtschreiber «verschlissen» wurden. «Nein», so Meier, «gemeinsam mit dem dortigen Gemeindepräsidenten wurde in den letzten Jahren viel erreicht. Aber mich reizt es einfach, vom Co-Piloten zum Piloten aufzusteigen.»
Bruno Seelos verwies in dieser Fragerunde auf seine langjährigen Erfahrungen als Stadtschreiber in Rorschach. Zur damaligen Zeit wahrlich keine einfache, aber eine sehr erfolgreiche Zeit. Auch Rorschach sei, genau wie Widnau, eine Zentrumsgemeinde. Er wolle die strategischen Ziele des Gemeinderates übernehmen und das Notwendige und Wünschenswerte vorwärtstreiben. «Wie etwa bei der Kunsteisbahn. Die hat ihr «end of life» erreicht“, so Seelos, der schmunzelnd anfügte, «da muss man ja schon aufpassen, dass sie nicht unter Denkmalschutz kommt.»
Widnau ist dynamisch
Auf die Frage, wie er denn die Dynamik in Widnau weiter ankurbeln wolle, antwortete Werner Barmettler: «Widnau ist dynamisch, es bewegt sich selbst!» Es würden viele Projekte anstehen. Eine neue Schule, die Erneuerung von Sportanlagen und die Raumplanung. So plädiere er etwa dafür, dem Gewerbe auf dem Viscoseareal mehr Platz einzuräumen.
Wieso Widnau die am schnellsten wachsende Gemeinde sei und ob man weiterhin so schnelle wachsen wolle? «Unsere prosperierende Wirtschaft ist auf der Suche nach Fachkräften, und nachdem Widnau eine gute Infrastruktur bietet, siedeln die sich auch hier an. In Sachen qualitatives Wachstum sind wir auf dem richtigen Weg.»
Auch Roger Meier zeigte sich von den anstehenden Aufgaben gut informiert. Und macht den Widnauern das Angebot, an einer Umfrage auf seiner Homepage teilzunehmen, um dort anzugeben, was in den nächsten Jahren zu tun sei. Wobei die Gestaltungspielräume einer Gemeindeverwaltung eher klein seien, «der Grossteil der Aufgaben und Tätigkeiten ist vom Gesetz vorgegeben.»
Direkte Angriffe
Die an die Diskussionrunde anschliessende Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum wurde von zwei Anwesenden zu direkten Angriffen auf die beiden lokalen Kandidaten genutzt. So wurde Werner Barmettler sein Alter von 58 Jahren vorgeworfen. Denn ab 58 nehme die Denkfähigkeit markant ab. Was dieser nonchalant konterte, «ch bin gut beieinander, werde für acht Jahre Gemeindepräsident sein, mit Christa Köppel hatte ich eine gute Lehrmeisterin. Ich bin fit!»
Bruno Seelos wurde vorgeworfen, dass er den vom Fragesteller an ihn herangetragenen Informationen über die Möglichkeit der Einsparung namhafter Beträge bei der Vergabe von Versicherungsleistungen nicht nachgegangen sei. Woraufhin Seelos in aller Ruhe den Sachverhalt klar stellte. Die gewählte Vorgangsweise sei vom Kanton bestätigt worden. Als der Fragesteller nachdoppelte, forderte einer der Zuhörer, «Stelland em s`Mikro ab».
Zum humorigen Schluss des Frage- und Antwortabends sollten die drei Kandidaten Werbesprüche für Widnau finden, wobei Werner Barmettler hier den Vogel abschoss. «Ich würde den gleichen Spruch wählen, wie in meiner Zeit als Präsident des FC Widnau: Widnau, die tun was!»