Mitwirkung startet am 18. August
An der Erarbeitung der Bestvariante haben nicht nur Fachleute und politische Vertreter mitgewirkt, sondern auch rund 40 Direktbetroffene und Interessensvertreter. So war und ist sichergestellt, dass möglichst alle Themenbereiche in einer frühen Phase berücksichtigt wurden. Im nächsten Schritt kann sich nun die Bevölkerung zum Projekt äussern. Einerseits ab dem 18. August via Online-Mitwirkungsverfahren, andererseits am zweiten Informationsanlass, der heute, 17. August, um 18:30 Uhr im Feuerwehrdepot in Oberriet stattfindet. An diesem werden Interessierte aus erster Hand informiert und können ihre Meinung platzieren sowie Fragen stellen.
Die Fragerunde und der Austausch wurden am Dienstag in Heerbrugg rege genutzt. Teilweise kamen aus dem Publikum konträre Forderungen. So gibt es Gruppierungen, die zu den geplanten ökologischen Massnahmen zusätzliche Flächen für die Biodiversität zur Verfügung stellen wollen, andere wiederum fragen sich, ob tatsächlich soviel Land für die Ökologie notwendig ist. Roland Wälter wies darauf hin, dass das Projekt aus seiner Sicht ausgewogen und bewilligungsfähig ist. Immerhin werden gemäss den vorliegenden Plänen der Landwirtschaft 48'000 Quadratmeter Land entzogen.
Verhandlungen sind auf Kurs
Roland Wälter gab zu bedenken, dass die Landwirtschaft nicht noch weiter strapaziert werden dürfe. In dieselbe Richtung äusserte sich einer der hauptbetroffenen Landwirte: «Wir haben von Beginn weg gesagt, dass wir beim Projekt mitziehen, wenn einige Bedingungen erfüllt sind. Insbesondere um Arbeitsplätze unterhalb des Drosselbauwerks zu sichern. Jetzt darf uns aber nichts mehr zusätzlich aufgebürdet werden.»
Die Wortmeldungen am Abend vermittelten einen Eindruck, wie herausfordernd die Verhandlungen mit den verschiedenen Interessensgruppen sein mussten, bis die Bestvariante in ihrer heutigen Form erarbeitet war. Denn nicht nur die Landwirtschaft und die Umweltverbände platzierten ihre Forderungen, sondern auch die Reiter, Fischer, Fahrradfahrer, Erholungssuchenden, Böötler und weitere Interessensgruppen. Zu allem hin muss das Jahrhundertbauvorhaben mit den anderen Hochwasserschutzprojekten in der Region abgestimmt werden. Nur dann funktioniert das Gesamtsystem. Roland Wälter ist zuversichtlich: «Wir sind auf gutem Weg, aber noch nicht am Ziel.» Allein die Tatsache, dass bisher über 100 Vertragswerke für Partnern und Beteiligte erstellt werden mussten, zeigt die Komplexität des Projekts auf.
Die Verträge liegen nun bei den Landwirten zur Unterzeichnung auf dem Tisch. «Im Vergleich zu anderen Projekten in einer sehr frühen Phase», erklärt Roland Wälter. Normalerweise starten die Verhandlungen erst nach Vorliegen des Bauprojekts: «Uns war es wichtig, von Beginn weg offen zu kommunizieren und partnerschaftlich nach Lösungen zu suchen. Denn ohne die Landwirte könnten wir das dringend notwendige Hochwasserschutz-Projekt unmöglich realisieren.» Angesprochen von Bürgerinnen und Bürgern wurde unter anderem, ob beim Drosselwerk zusätzlich Strom produziert werden könnte, oder der Rückhalteraum in einer Trockenperiode auch als Wasserspeicher genutzt werden kann.
Weiter interessierte das Publikum, ob die Fischgängigkeit beim Drosselbauwerk gewährleistet ist, der Kanal genügend beschattet wird, die Unterhalts- und Folgekosten für die nächsten Jahre vorliegen, den Amphibien die Laichgebiete weiterhin zur Verfügung stehen und ob an all die Böötler gedacht wurde, die kurz vor dem Drosselbauwerk künftig auswassern und auf der anderen Strassenseite wieder einwassern müssen. Wer den Informationsanlass verpasst hat, kann ab dem 18. August sämtliche Unterlagen und Pläne auf der Homepage www.binnenkanal.ch herunterladen. Auf derselben Plattform findet noch bis am 30. September das Mitwirkungsverfahren statt. Dieses ist dazu da, um Ideen und Rückmeldungen zu sammeln, die allenfalls in den weiteren Prozess einfliessen.