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Au
11.08.2022
13.08.2022 11:18 Uhr

Fritz Sturzenegger - der «Gentleman-Driver» aus Au

Fritz Sturzenegger wird mit seinem FEE Super-Vau Baujahr 1978 beim Bergsprint Walzenhausen wieder an den Start gehen
Fritz Sturzenegger wird mit seinem FEE Super-Vau Baujahr 1978 beim Bergsprint Walzenhausen wieder an den Start gehen Bild: Ulrike Huber
Fritz Sturzenegger ist stolzer Besitzer zweier absoluter Rennwagenraritäten. Ihm gehören die einzigen zwei jemals gebauten FEE Super-Vau Boliden Jahrgang 1978. Einen davon wird er beim Bergsprint Walzenhausen am 20. und 21. August wieder selbst pilotieren.

Nur kurz dauerte im September 2020 der Auftritt von Fritz Sturzenegger beim traditionellen Bergrennen in Arosa. Kapitaler Motorschaden an seinem FEE Super-Vau Baujahr 1978. Dieser Motorschaden unterbrach fürs Erste die Hobby-Rennfahrerkarriere des stets gut gelaunten Disponenten der Prüfstelle des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes in Buriet.

Der 59 Jahre alte «Hobbyrennfahrer» Fritz Sturzenegger im Gespräch mit rheintal24 Bild: Ulrike Huber

Mit Bubentraum begonnen

Begonnen hatte sie mit einem Bubentraum: Aufgewachsen in Walzenhausen, erlebte Fritz Sturzenegger die traditionellen Bergrennen in seinem Heimatdorf und war vom Motorsport fasziniert. In den achtziger Jahren bestritt der damalige Lastwagenfahrer-Lehrling mit einem Opel Ascona und später einem VW Polo in Österreich lizenzfreie Tourenwagenrennen, wobei er seine Klasse oft gewann. Nach einer familiär bedingten Pause packte ihn 1993 das Rennfieber erneut.

Der FEE Super-Vau-Bolide wurde von Fritz und Albert Eberle in Rorschach entworfen und gebaut Bild: Ulrike Huber

In einer Automobil-Zeitschrift war ein gebrauchter Rennwagen der Formel Super Vau ausgeschrieben, den Fritz Sturzenegger für 3450 Franken kaufte. «Die Formel Super Vau war in den siebziger Jahren sehr beliebt», erklärt er. «Viele spätere Champions fuhren diese Wagen, bei denen wesentliche Bauteile wie Vier-Zylinder-Motor, Getriebe und Radaufhängung von VW Golf, Passat oder Scirocco stammen müssen.»

Fritz Sturzenegger am Start beim letzten Bergsprint Walzenhausen 2019 Bild: Ulrike Huber

Interessante Rennwagengeschichte

Übrigens hat gerade der FEE Super-Vau von Fritz Sturzenegger eine interessante Geschichte. Von Fritz und Albert Eberle in Rorschach entworfen und gebaut, gibt es nur zwei dieser Boliden. Beide Boliden sind heute im Besitz von Sturzenegger. Der Walzenhausener Erwin Steingruber hat diese Super-Vau-Renngeräte in vielen Rundstreckenrennen bewegt, bevor sie über mehrere Umwege wie die bekannten Fahrer Rudi Schurter und Ewald Heeb 1995 wieder den Weg ins Rheintal gefunden haben.

Der «Gentleman-Driver» in seinem Boliden Bild: Ulrike Huber

Wo eine der beiden Rennmaschinen seither von ihrem Besitzer liebevoll gehegt und gepflegt und bei Gelegenheit auch über die Bergrennstrecken der Schweiz gescheucht wird. Diese Open-Wheel-Fahrzeuge leisten rund 180 PS aus 1600 Kubikzentimetern Hubraum, wiegen 450 Kilogramm und sind je nach Getriebeübersetzung bis zu 240 Stundenkilometer schnell.

Begeisterter Schrauber

Fritz Sturzenegger ist begeisterter Schrauber und Hobby-Racer. Ein echter «Gentleman-Driver». Ein «Herrenfahrer». So wurden im früheren Automobilsport Rennfahrer bezeichnet, die bei den Wettbewerben mit ihren eigenen Wagen als Amateure antraten. Zwei- bis dreimal im Jahr wird auf abgesperrter Strecke so schnell gefahren, wie es geht. Was auch permanent ein wenig ins Geld geht. Obwohl die alte Renntechnik der in Würde gealterten Open-Wheel-Cars ungewöhnlich stabil ist, sollte man selber schrauben können.

Rennsport hält jung und zaubert ein Lächeln ins Gesicht... Bild: Ulrike Huber

«Vor zwei Jahren, nach dem kapitalen Motorschaden, habe ich die beiden Motorblöcke zu einem Tuner für Rennmotoren gebracht», erzählt Sturzenegger, «denn ich will jetzt auch das zweite Auto wieder komplett aufbauen, sonst mache ich es nie mehr. Jetzt warte ich noch auf die Spezialkolben, die in den nächsten Tagen noch kommen sollen, dann mache ich meinen FEE wieder rennfertig für den Bergsprint in Walzenhausen.»

Für den Bergsprint reicht die Fitness

Der alerte 59-Jährige ist ansonsten bekennender Nichtsportler. Einen an Silvester vor zweieinhalb Jahren erlittenen Herzinfarkt hat er gut überstanden und seither mit dem Rauchen aufgehört. «Ich laufe nicht gerne und mache deshalb auch keinen Sport», schmunzelt Sturzenegger im Gespräch mit rheintal24, «Für den Bergsprint muss die Fitness reichen. Die einzelnen Fahrten gehen ja doch nur etwa zwei Minuten.»

rheintal24/gmh/uh