Das Fangergebnis für den Bodensee-Felchen, den früheren «Brotfisch» der Bodenseeberufsfischer, ist dieses Jahr erneut eingebrochen. Einst machte dieser Fisch 60 bis 70 Prozent des Fangs aus. Jetzt fangen die Berufsfischer oft nur noch fünf, sechs Stück pro Ausfahrt. Der Grossteil der Fischer fährt für Felchenfang gar nicht mehr auf den See hinaus, da der magere Ertrag meist nicht einmal die Kosten für den Diesel deckt.
Landen künftig Rotaugen statt Felchen auf dem Teller?

Gründe der Felchenmisere bekannt
Woher kommt diese Felchen-Misere? Die vielfältigen Gründe sind bekannt. Da ist zunächst einmal die niedrige Nährstoffdichte im Wasser. Der See ist ganz einfach zu sauber. Die früher über Flüsse und Bäche eingetragenen Nährstoffe, und hier vor allem die Phosphate, werden durch die modernen Kläranlagen rund um den See ausgefiltert. Diese Nährstoffe wären wichtig für die Vermehrung von Plankton als Nahrungsquelle.

Zu einem immer grösseren Problem entwickelt sich die invasive Quagga-Muschel. Denn die Quagga-Muschel, die bereits in grossen Teilen des Sees aufgetaucht ist, funktioniert wie eine zusätzliche natürliche Kläranlage und zieht fleissig Nährstoffe aus dem Wasser. Für die Fische bleibt schlichtweg zu wenig zum Fressen, weshalb sie langsam wachsen und schmächtig bleiben.
Aktiv das Nährstoffangebot erhöhen
Ein Ausweg wäre, aktiv das Nährstoffangebot zu erhöhen und den See zu düngen. Was allerdings tabu ist. Und zwar in allen drei Ländern des Bodensees.
Und es gibt noch einen weiteren Feind der Felchenpopulation. Der Stichling, eine eingewanderte Fischart, hat sich explosionsartig vermehrt. Dieser ist nicht nur ein Nahrungskonkurrent der Felchen, sondern frisst dessen Fischeier und sogar die Jungtiere. Leider ist der Stichling kein Speisefisch, denn man kann ihn nicht wirklich essen. Der Fisch ist zu klein und hat noch eine Knorpelplatte, er taugt höchstens als Zoofutter oder für die Fischölproduktion.

Leichte Beute für den geschützten Wasservogel
Dann haben wir da noch den Kormoran, der als Raubvogel von Fischen aus der Flachwasserzone lebt. Die Jungfische sind dort leichte Beute für den geschützten Wasservogel.
Alles in allem wird derzeit viel diskutiert, wie es mit der Fischerei weitergehen soll. Noch gibt es etwa achtzig Berufsfischer rund um den See. Fragt sich, wie lange noch. Doch es gibt einen Lichtblick. Das Rotauge hat sich eine Methode angeeignet, wie es die kleine Quagga-Muschel, die ansonsten keine Fressfeinde hat, vertilgen kann. Es wird zwar diese invasive Muschelart nicht ausrotten, aber das Rotauge wird als Fischart profitieren und vielleicht in absehbarer Zeit in grösseren Mengen vorkommen.
Zartes Fleisch und wenig Gräten
Doch während der Felchen zartes Fleisch und wenig Gräten hat, hat das Rotauge viele Gräten, zum Teil sogar intramuskulär. Was man daraus machen kann, sind Fischburger oder Fischpastasauce. Es gibt aber schon Restaurants, die Rotauge auf der Karte haben.