Traditionell wechselt die Ausrichtung der Bundesfeier zwischen Au, Berneck und Heerbrugg. Dieses Jahr war wieder Heerbrugg an der Reihe, um erstmals nach den vergangenen beiden Coronajahren wieder den «Geburtstag der Eidgenossenschaft» zu feiern. Und wie immer, wenn Heerbrugg als Gastgeber auftritt, wurde das Ereignis von pro heerbrugg organisiert.
Von Tradition, Brauchtum und Pilgerwegen
Grosser Zuspruch und zwei Entschuldigungen
So durfte dann auch Pro Heerbrugg Vereinspräsident Markus Waser die rund 200 Besucher im Pavillon der OMR-Schule begrüssen. «Von der Anzahl der Leute, die heute hier sind, sind wir überrascht» freute sich Waser über den grossen Zuspruch, setzte an die Spitze seiner kurzen Begrüssung aber gleich zwei Entschuldigungen. Denn zum einen musste das jährliche Feuerwerk wegen der grossen Trockenheit und der damit verbundenen Brandgefahr entfallen. Und zum anderen fehlte im liebevoll mit kleinen Lampions, Tischkerzen und den Fahnen von Kanton und den beteiligten Dörfern geschmückten Pavillon die Bernecker Fahne. «Där Fahne war irgendwo nit ummer.»
Für die musikalische Umrahmung sorgte der Musikverein Heerbrugg mit Gastmusikern aus Au und Berneck. Oder wie jemand aus dem Publikum sagte, «heute müssen alle mitspielen, die nicht auf Urlaub sind.» Was der Qualität der gespielten Stücke keinen Abbruch tat.
Nachtwächter von Berneck
Als Festredner trat der bekannte Erzähler und «Nachtwächter von Berneck» Felix Indermaur auf. In drei Redeblöcken über den Abend verteilt, widmete er sich dem Thema «Tradition und Brauchtum». Dabei bedauerte er den Verlust so manch einer Tradition. So etwa jene des gemeinsamen Arbeitens in der Erntezeit. Er selbst sei vor vielen Jahren noch beim «Törggahülschta» dabei gewesen.
Auch andere Bräuche und Traditionen seien im Zuge des Umbruchs zum Individualismus des Einzelnen weitgehend weggefallen oder in Vergessenheit geraten. So der abendliche Wirtshausbesuch, der sonntägliche Kirchgang in der Tracht oder im Anzug mit Krawatte und anschliessendem Sonntagsbraten. Huusmetzgete, Fasnachtsbräuche oder Prozessionen, alles weg. «Eine Tradition braucht zum Überleben Rückhalt und muss gelebt werden.»
Guter und hörenswerter Auftritt
Einen gewohnt guten und hörenswerten Auftritt lieferten die vereinten Männerchöre von Au-Berneck und Heerbrugg. Nach ruhigen, getragen vorgebrachten ersten Liedern, konnten sie mit dem fröhlichen «Horch, was kommt von draussen rein» ihr Publikum begeistern.
Es sollte ein Quiz folgen, bei dem vier grosse Geschenkkörbe zu gewinnen gewesen wären. Sollte, denn es sollte ein über das Handy zu spielendes digitales Quiz sein. Doch die Technik versagte. Was in der guten, alten, analogen und traditionellen Welt nicht passiert wäre. Als Ersatzlösung verteilten Carola Espanol und Markus Waser die Geschenkkörbe einfach an jene vier Besucher, die am 1. August oder in den Tagen knapp davor und darauf Geburtstag hatten.
Herzlich und humorvoll
Gewohnt herzlich und humorvoll dann der Auftritt der beiden anwesenden Kirchenvertreter, Pfarrerin Manuela Schäfer und Pastoralassistenz Rheinhard Paulzen.
Video: Ulrike Huber
Die leider im Herbst aus ihrem Amt scheidende Manuela Schäfer war in voller Wandermontur gekommen, um in einem «poetry slam», oder besser gesagt, in einem «preacher slam» dem Herrgott und der Schweiz ein Kränzchen zu winden. «Liebe Schweiz, ich bin Feuer und Flamme für Deine Menschen. Diese Art zu leben in Frieden und Freiheit, so eine Tradition, die lobe ich mir.»
Reinhard Paulzen erinnerte an die Geschichte der Bruder-Klaus-Kirche in Heerbrugg, die letztlich aus der Tradition des Pilgerns heraus entstanden sei. Denn vor dem Jahr 1934, in dem die katholische Kirche errichtet wurde, seien schon immer wieder Pilger zu der damals bestehenden Bruder-Klaus-Kapelle gekommen.
Wie es die gute Tradition gebietet, setzte auch bei dieser Bundesfeier das Singen des Schweizerpsalms den Schlusspunkt.