Damit rückt auch der Siedlungsraum in den Fokus der Biodiversitätsförderung. Denn Gärten, öffentliche Grünflächen, Schulanlagen, Firmenareale und sogar Balkone bieten Potential für die Förderung der heimischen Naturvielfalt und zur Schaffung von neuen Lebensräumen.
Heute präsentiert sich der Siedlungsraum leider oft eher leblos. Mit einfachen Massnahmen kann dieser Entwicklung jedoch entgegen gewirkt werden. Konkret sollte man bei der Gartengestaltung einheimische Pflanzen wählen, denn diese bieten den einheimischen Tieren die nötige Nahrung.
Die Früchte vom einheimischen Schwarzen Holunder bieten 16 Garten-Vogelarten willkommene zuckerreiche Nahrung, während der Kirschlorbeer, in vielen Parks und Gärten als immergrüner Strauch gerne verwendet, sich als invasiver Neophyt erweist. Ökologisch wertlos sind leider auch die weit verbreiteten Zierrasen. Sie bestehen aus drei bis vier Grasarten und bieten höchstens einigen Bodenlebewesen Lebensraum. Auch hier gibt es Alternativen, wie beispielsweise einen Blumenrasen oder eine Blumenwiese.
Lebensraum für Schmetterlinge
Einheimische Blumen- und Kräuterarten bilden die Grundlage für die Biodiversität an Tieren. Denn nur auf unseren heimischen Blüten finden beispielsweise die einheimischen Schmetterlingsarten den Nektar, den sie brauchen – so auch das Kleine Wiesenvögelchen. Es ist von Frühling bis Herbst auf Blumenrasen, Blumenwiesen oder Ruderalflächen zu beobachten. Als Nektarquelle besuchen die erwachsenen Falter heimische Wiesenkräuter und Wildstauden wie Acker-Witwenblume, Schafgarbe, Flockenblumen, Kleearten oder Arznei-Thymian auf. Die Weibchen legen ihre Eier einzeln an trockenen Stängeln oder vertrockneten Blättern in Bodennähe ab.
Die Raupen ernähren sich von verschiedenen Gräsern, darunter Rispengräser und Ruchgräser. Das Kleine Wiesenvögelchen gilt heute nicht als gefährdet, doch auch seine Bestände sind zurückgegangen. Wegen der Spezialisierung vieler Tagfalterarten auf bestimmte Pflanzenarten und Lebensräume, sind naturnahe Gärten besonders wichtig.
Neben einer biodiversen Bepflanzung sind auch sogenannte Kleinstrukturen wertvolle Elemente in einem naturnahen Garten. Typische Kleinstrukturen sind Holz- oder Steinhaufen, Trockenmauern, Holzbeigen und Komposthaufen. Sie bieten Unterschlupf und Nistmöglichkeiten für Insekten, Vögel und Kleintiere.
Vortrag «Lebendige Gärten»
Pro Riet engagiert sich seit bald 40 Jahren für die heimische Natur und ist 2021 mit dem Projekt zur Förderung der Biodiversität im Rheintaler Siedlungsraum gestartet. Mit Massnahmen wie Pflanzen-Aktionen und vergünstigten Naturgartenberatungen möchte der Verein die Bevölkerung, Schulgemeinden, politische Gemeinden oder Firmenbesitzer von Altenrhein bis Sargans motivieren, selbst aktiv zu werden und dem Artenrückgang entgegenzuwirken.
Dank der Beiträge aus dem Biogasrappen der GRAVAG Energie AG, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen hat Pro Riet bereits verschiedene Massnahmen im Rahmen des Projektes umsetzen können. Am 6. September um 19.00 Uhr findet im Sonnensaal in Altstätten und am 7. September um 19.00 Uhr im Buchserhof in Buchs ein öffentlicher Vortrag zum Thema «Lebendige Gärten» statt. Weitere Aktionen und Veranstaltungen werden auf www.pro-riet.ch und den sozialen Medien publiziert.