Da staunten die knapp zwanzig Neuzuzüger, die der Einladung der Stadt Rheineck und des Verkehrsvereins zur Neuzuzügerbegrüssung gefolgt waren, nicht schlecht, als sie von Stadtführerin Gerda Huber Anekdoten und Wissenswertes über ihren neuen Wohnort Rheineck erfuhren. Bei einem Rundgang wurde von Heidi Keller und Daniela Lehner die Rheinecker Bibliothek und Ludothek gezeigt, untergebracht in einem wunderschön restaurierten Gebäude in der Hauptstrasse direkt neben dem Rathaus gelegen, dessen Ursprünge aus dem 11. Jahrhundert stammen.
Rheineck liess Zuzüger nicht im Regen stehen
Bedeutender Handelsplatz
Rheineck hat als früherer bedeutender Handelsplatz direkt am Rhein eine reiche Geschichte. Als frühes Zentrum. Als grosser Rheinhafen, in den mit bis zu 300 Flössen die Waren, die über die Alpen nach Chur kamen und dort verladen wurden, wieder entladen und umgeschlagen wurden.
Als Wohnort einer jüdischen Gemeinde, die dann allerdings im 17. Jahrhundert vertrieben wurde und nach Hohenems auswanderte. Als Standort grossartiger historischer Gebäude wie dem «Löwenhof», der als das wichtigste Herrschaftsgebäude des 18. Jahrhunderts im Kanton St. Gallen gilt.
Ein Regenschirm für jeden Zuzüger
Nach der Begrüssung im Sitzungssaal des Rathauses und vor dem Rundgang durchs Städtli bekam jeder Zuzüger einen Regenschirm. Denn schliesslich wollte man die Zuzüger nicht im vom Himmel fallenden Dauerregen stehen lassen.
Gerda Huber frischte ihre Stadtführung immer wieder mit originellen Geschichten aus früheren Zeiten auf. So gibt es da ein kleines Fensterchen, nicht mehr als Guckloch, das aus dem «Judenzimmer» auf die Hauptstrasse hinausgeht, und durch das in früheren Jahrhunderten vollkommen anonym das Geld seinen Besitzer wechseln konnte. Ein früher Bankautomat sozusagen.
Neuzuzüger und Spiessbürger
Die Stadtführerin begrüsste die Neuzuzüger frech als «Spiessbürger», klärte dann aber sofort auf, dass dieser Begriff früher positiv besetzt war. Denn immerhin waren dies jene Stadtbürger, die offen einen «Spiess», also eine Waffe tragen durften. Erst mit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als die Bessergestellten immer mehr aus der Stadt hinaus zogen, wurde dieser Begriff dann negativ besetzt.
Stadträtin und Vizepräsidentin Katharina Linsi musste Gemeindepräsidenten Urs Müller, der gerade am Zügeln sei, entschuldigen, und hielt im Rathaussaal an seiner Statt dessen humorig formulierte Ansprache. Eine Ansprache, in der das liebevoll «Städtli» genannte Rheineck mit seinen gut 3´500 Einwohnern vorgestellt wurde. Und etwa auch die Tatsache erwähnt, dass man kantonsweit am zweiten Platz liege. Nämlich in der Auflistung der flächenmässig kleinsten Gemeinden des Kantons. «Nur Rorschach ist noch kleiner als wir mit unseren 2.21 Quadratkilometern.»
Für den Abschluss der Neuzuzügerbegrüssung hatten Vizepräsidentin Katharina Linsi und ihre Mitstreiter von Stadt und Verkehrsverein ein gemütliches Beisammensein im alten Feuerwehrdepot organisiert. Mit Bratwurst und Getränken Gelegenheit für alle «Neuen», sich kennenzulernen und ein paar Worte mit den Stadträten und Repräsentanten von Verkehrsverein und anderen Vereinen zu wechseln.