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Vorarlberg
08.06.2022

99 Schüler mit Heli aus Bergnot gerettet

Die Schüler und Lehrer mussten mit dem Helikopter vom schmalen Heuberggrat gerettet werden
Die Schüler und Lehrer mussten mit dem Helikopter vom schmalen Heuberggrat gerettet werden Bild: Polizeiinspektion Kleinwalsertal
Lehrer hatten die Wanderroute im Internet herausgesucht und brachten damit ihre Schüler im Kleinwalsertal in Bergnot. Die 99 Schüler und acht Lehrer mussten mit Helikoptern gerettet werden.

Keine gute Idee hatten Lehrer aus dem deutschen Ludwigshafen. Sie suchten im Internet eine Route für sich und ihre Schüler für eine Wanderung im Kleinwalsertal.

Am Mittwoch Nachmittag unternahmen die acht Lehrpersonen mit 99 Schüler im Alter von 12 – 14 Jahren aus Ludwigshafen (D eine Tour vom Schöntal in Hirschegg/Kleinwalsertal über den Heuberggrat zum Walmendingerhorn nach Mittelberg. Da zum Zeitpunkt der Ankunft schönes Wetter herrschte, entschlossen sich die Lehrer mit den Schülern eine Wanderung (Bergtour) im Nahbereich der Unterkunft, im Heuberggebiet, zu unternehmen.

Suchmaschine im Internet nach Route gefragt

Aufgrund einer Anfrage in einer Suchmaschine im Internet entschied sich das Lehrpersonal für eine aktuell nicht mehr ausgeschilderte Route. Im Internet wurde gegenständliche Route als klassische Feierabendrunde beschrieben. Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat ein teilweise ausgesetzter Weg mit Kletterpassagen der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert. Auf Grund dessen ist die Tour in den offiziellen Wanderführern nicht mehr ausgeschrieben.

Die 99 Schulkinder wurden auf die acht Lehrpersonen aufgeteilt. Auf Grund der Regenfälle der letzten Tage sowie dem am Nachmittag einsetzenden Regen, waren die Bedingungen äußerst schwierig, zumal, nicht alle Schüler optimales Schuhwerk trugen. Eine Lehrperson war mit der Situation überfordert und entschied sich zum Umkehren. Bei diesem Wendemanöver rutschen zwei Schüler ab und zogen sich leichte Verletzungen zu.

Auftretende Panik

Auf Grund der auftretenden Panik einzelner Schüler, sowie der schlechten Beschaffenheit des Weges (nass und rutschig) wurde der Notruf durch das Lehrpersonal abgesetzt. In der Folge wurden alle 99 Schüler sowie acht Lehrpersonen mit den alarmierten Hubschraubern (Libelle, C8) mittels Taubergung vom Grat zu einem Zwischenlandeplatz verbracht. Der Weitertransport erfolgte mit Fahrzeugen der Bergrettung und Feuerwehr.

Die Sammelstelle für die geborgenen Schüler und Lehrer wurde direkt vor dem Jugendheim eingerichtet. Sämtliche Schüler und Lehrer wurden durch die Rettung erstversorgt und durch die Polizei registriert. Durch die Belegschaft der Jugendheime wurden die bereits geborgenen Schüler mit warmen Getränken und Speisen versorgt. Zwei Schulkinder erlitten leichte Verletzungen im Bereich des Oberkörpers und der Beine. Mehrere Schüler waren erschöpft, unterkühlt, durchnässt und völlig aufgelöst. Auf Grund dieses Umstandes wurde das Kriseninterventionsteam hinzugezogen.

 

Im Einsatz befanden sich
10 Personen der Walser Rettung mit zwei RTW,
1 Notarzt,
40 Personen der Bergrettungen des Kleinwalsertales,
5 Personen der FFW Mittelberg,
3 Personen des KIT,
der Bürgermeister,
2 Personen der Polizeiinspektion Kleinwalsertal.

Nach Abschluss der Erhebungen wird der Sachverhalt der Staatsanwaltschaft Feldkirch zur strafrechtlichen Beurteilung übermittelt.

Die Lehrer hatten sich offenbar aufgrund der Beschreibung eines Users auf der Bergwanderer-Webseite Hikr.org für die Route über den Grat entschieden. Dieser bezeichnet die Tour über den Heuberggrat als «klasse Feierabendrunde», wie auch die Polizei in ihrer Aussendung zitierte. Trotz der ausgeschilderten Warnung, nur mit Kletterausrüstung weiterzugehen, sei der Weg völlig harmlos («schwierig ist hier nichts«), meinte der User «Andy84». Andere Wanderer hatten hingegen deutlich mehr Schwierigkeiten auf der Route: «Es war die anspruchsvollste Kletterei, die wir bisher gemacht haben», schrieb «ju_wi» nach einer Begehung bei nassen Verhältnissen.

rheintal24/gmh/uh/vlpd