Erstmals nach drei Jahren coronabedingten Ausfalls hatte der Verein St.Galler Rheintal wieder zum Behördentag an der Rhema geladen. Es ist jener Nachmittag, der an der Rhema den Korporationen, den Gemeinden und sonstigen öffentlichen Institutionen gewidmet ist. Über 450 Menschen folgten dieser Einladung.
Wunsch und Wirklichkeit - Behördentag an der Rhema
Gemeindepräsidenten, Kantonsräte und Nationalräte
Unter diesen Besuchern fanden sich einige Gemeindepräsidentinnen und Präsidenten, wie Irene Schocher (Oberriet), Bruno Seelos (Berneck), Alexander Arnold (Eichberg) und Ruedi Mattle (Altstätten), die von Stadt- und Gemeindräten begleitet wurden. Aber es gaben sich auch Kantonsräte, wie etwa Stefan Britschgi und Karin Hasler die Ehre. Genauso wie die Nationalräte Mike Egger und Roland Rino Büchel.
Sabina Saggioro gab als Geschäftsleiterin des veranstaltenden Vereins St.Galler Rheintal einen kurzen Rückblick über die Aktivitäten in den vergangenen drei Jahren. So auf die Aktion #srhintlstohtzäma. Bei der in einem Video die Rheintalerinnen und Rheintaler zeigten, dass sie auch während der Coronazeit in Verbindung bleiben. Dass wir im Rhintl die Nähe und die kurzen Wege in dieser Zeit kennen- und schätzen gelernt haben.
Standortmarketing-Video ein Riesenerfolg
Sie zeigte auch das zum Zwecke des Standortmarketings mit dem Widnauer Nico Arn erstellte Video, das alleine von Mai bis Juni 2021 in den social medias 2.8 Millionen mal angeklickt wurde. Und wies darauf hin, dass sich im Verein St.Galler Rheintal zwölf Gemeinden von Rüthi bis St.Margrethen mit 71´000 Einwohnern, 33´000 Arbeitsplätzen und 5´000 Arbeitsstätten zusammengeschlossen haben.
Während des an die Veranstaltung anschliessenden Apéros wurde höchst kontrovers der Inhalt des Impulsvortrags diskutiert, den die Verhaltensbiologin Dr. Elisabeth Oberzaucher von der Uni Wien zum Thema «Von der Evolutionsgeschichte zu einer zukunftsfitten Mobilität» gehalten hatte. Denn es war ein recht einseitiger, vom Umfeld einer Grossstadt wie Wien und den Lebens- und Mobilitätsmustern der Vortragenden selbst geprägter Gedankenentwurf. Ein Wunsch. Ein Traum von einer autofeindlichen und die anderen Verkehrsmitteln bevorzugenden Zukunft.
Leben in der afrikanischen Savanne
Ausgehend von der These, dass der Mensch in seiner derzeitigen mentalen und körperlichen Erscheinungsform vom Leben in der afrikanischen Savanne geprägt ist. Also einer Zeit, in der das oberste Ziel der noch zu Fuss erfolgenden Mobilität der täglichen Beschaffung von Nahrung galt. Oberzaucher stellte wenig überraschend fest, dass die Ressourcenbeschaffung auch heute noch das Hauptmotiv für Mobiliät sei. Dazu komme noch der Drang nach kulturellen Erfahrungen und das Bedürfnis nach Bewegung.
Wobei es ja kurios sei, wie verwaist die Fahrradabstellplätze und wie frequentiert die Parkplätze vor Fitnesscentern seien. «Je schneller das Verkehrsmittel, desto weniger Mobilitätserfolg verspüren wir.» Was der Grund sei, dass wir immer weitere Srecken bewältigen wollten. Oberzaucher plädierte dann für den Fussweg und dessen Benutzung. «Das ist besser in jeder Hinsicht.»
Flächenverteilung bedingt die Rollenverteilung
Die Flächenverteilung bedinge die Rollenverteilung im Verkehr. Und es werde dem Auto die meiste Fläche zugeteilt. Wünschenwert wären im urbanen Verkehr «Begegnungszonen», in denen mit einer 20 km/h-Beschränkung alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind (wobei aus praktischen Gründen auch dort dem von Rechts kommenden das Recht der Vorfahrt eingeräumt ist).
Die Vortragende plädierte sogar dafür, Strecken mit PKW-Staus nicht durch weitere Strassenbauten zu entlasten. Das Auto soll möglichst unattraktiv sein, damit die Menschen zu Fuss gehen, Velos fahren oder die Öffis nutzen. Die vom Präsidenten des Vereins St.Galler Rheintal mit Galgenhumor und einem Seitenblick auf die unendliche Geschichte «S 18» gestellte Frage, ob die Verhaltensbiologin Elisabath Oberzaucher denn vielleicht erklären könne, was man als Rheintaler machen müsse, dass man in Wien besser gehört werde, blieb von dieser inhaltlich unbeantwortet.
Schales Gefühl
Überhaupt herrschte in den Apéro-Diskussionen das schale Gefühl, dass sich die Vortragende im Vorfeld nicht über die im Rhintl herrschende Verkehrsproblematik erkundigt hatte.
Zu guter Letzt berichtete Reto Friedauer noch Aktuelles aus der Region. Kurz und knapp. «Quick and dirty», wie er selbst sagte. Dabei streifte er die verschiedenen im Verein St.Galler Rheintal tätigen Fachgruppen und deren derzeit vordringlichsten Tätigkeiten. Von der Integration über die Energie, die Siedlungs- und Landwirtschaftsfragen bis zum Verkehr spannte sich der Bogen seines Berichts.
Und endete bei den Tätigkeiten der Agglomeration Rheintal sowie des Rheintaler Kulturforums, der mit der jährlichen Verleihung des «Goldiga Törgga» gezeigt hat, wieviel Kreativität und künstlerische Schaffenskraft im St.Galler Rheintal zuhause ist.