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Altstätten
31.01.2022

Ein «neues» Museum und kein Personal

Die erneuerte Prestegg und die Frage, wie die neuen Ausstellungsräume «entprofessionalisiert» bespielt werden können
Die erneuerte Prestegg und die Frage, wie die neuen Ausstellungsräume «entprofessionalisiert» bespielt werden können Bild: Ulrike Huber
Der Museumsverein Prestegg musste aufgrund der desaströsen Finanzlage die Segel streichen. Die Stadt soll das neu sanierte Gebäude übernehmen. Wie soll es mit dem Museum weitergehen?

Vor nur gut zwei Monaten wurde die «neue», mit grossem Aufwand umgebaute und sanierte Burg Prestegg inmitten von Altstätten der Bevölkerung vorgestellt. Phantastisch schöne neue Ausstellungsräumlichkeiten, ein wunderbarer Theatersaal und modernsten Ansprüchen entsprechender Infrastruktur. Es herrschte bei der Eröffnung Freude und Eierkuchen. Und Frieden? Herrschte schon damals nicht. Der Disput zwischen dem im Sommer vergangenen Jahres aus seinem Amt gewählten Alt-Präsidenten Werner Ritter und dem Vereinsvorstand schwelte und warf dunkle Schatten auf das Geschehen.

Die neue ad-interim Präsidentin des Museumsvereins Prestegg Sonja Arnold: «Wir müssen in ruhige Gewässer zurückkehren» Bild: zVg

Ganz einfach kein Geld mehr da

Mit einer Medienmitteilung informierte der Museumsverein am Montagmorgen über den «Big Bang». Über die Tatsache, dass ganz einfach kein Geld mehr für den Betrieb des Hauses und den Museumsbetrieb da ist. Dass die beiden Angestellten des Vereins, also die Museumskuratorin und deren Assistentin verabschiedet werden müssen. Dass das frisch sanierte Gebäude der Stadt Altstätten ins Eigentum übertragen werden solle. Und dass dies alles die einzige Möglichkeit sei, einer Insolvenz des Museumsvereins Prestegg zu entgehen. Rheintal24 hat bei den handelnden Personen nachgefragt.

Ad-interims Präsident Fredi Frei ist zurückgetreten Bild: Ulrike Huber

Eine Flucht nach vorne

Wenn man mit der neuen ad-interims Präsidentin des Vereins Museum Prestegg Sonja Arnold spricht, hat man den Eindruck, dass diese Vorgangsweise eine Flucht nach vorne darstellt. «Wir müssen in ruhige Gewässer zurückkehren, mit der Stadt eine neue Leistungsvereinbarung aushandeln, und den Verein sowie den Museumsbetrieb vorläufig entprofessionalisieren. Da sind wir dran. Und in drei Monaten schauen wir weiter.»

Der Entscheid, das Dienstverhältnis mit Kuratorin Caroline Schärli und ihrer Assistentin Klaudia Barthelme-Fryckowska per Ende April aufzulösen, sei natürlich sehr schwer gefallen. Aber diese Massnahme war anscheinend alternativlos, da über diesen Endtermin hinaus keine Gehälter mehr bezahlt hätten werden können. «Ohne derartige gravierende Schritte hätte dann der Museumsverein womöglich Konkurs anmelden müssen. Mit einschneidenden Folgen für alle Beteiligten.»

Kuratorin Caroline Schärli und ihre Assistentin sind die direkten Opfer des neuen Kurses Bild: Ulrike Huber

Finanzielles Desaster absehbar?

Aber musste eine derartiges finanzielles Desaster eigentlich nicht schon lange absehbar sein. Sonja Arnold verweist darauf, dass sie erst seit August 2021 im Vorstand war und über die Zeit vorher noch keine Einblicke bekommen hat. «Vielleicht war die Finanzplanung zu optimistisch. Die Unterstützungs- und Sponsorbeiträge sind niederiger als erwartet ausgefallen. Das alles war zwar schon Mitte August ein Thema, aber wir haben uns dann kurzfristig auf die Eröffnung konzentriert.»

Angesprochen auf das durch Altstätten schwirrende Gerücht, dass durch den bereits im vergangenen Sommer abgewählten Alt-Präsident Werner Ritter immer noch keine Aktenübergabe stattgefunden habe, betont die Neo-ad-interim Präsidentin, «die Buchhaltung wird von der RZ-Treuhand  erledigt und zumindest diese Unterlagen sind vollständig. Aber ja, die eigentliche Aktenübergabe hat nach wie vor nicht stattgefunden.»

Stadtpräsident Ruedi Mattle: «Das ist der einzige Weg, die Insolvenz zu vermeiden» Bild: Ulrike Huber

Vorgangsweise miteinander abgestimmt

Stadtpräsident Ruedi Mattle bestätigt am Telefon, dass man natürlich die gesamte Vorgangsweise miteinander unter Einbeziehung der Rheintaler Kulturstiftung und des kantonalen Amtes für Kultur abgestimmt habe. Die Stadt wisse also, was auf sie zukomme. «Was jetzt passiert, ist natürlich sehr schade, aber es ist für den Museumsverein Prestegg der einzige Weg, die Insolvenz zu vermeiden. Vermutlich ist man bei der Finanzplanung mit zu grossem Positivismus zu Werke gegangen. Aber dann hat es sich nicht ergeben, wie erhofft.»

Letztlich hätten dann die Betriebsmittel gefehlt. Kein Wunder, hatte Alt-Präsident Werner Ritter doch mit seiner Abstimmungsbeschwerde die an und für sich an der Bürgerversammlung mit dem Budget 2022 genehmigte Auszahlung von gut 300´000 Franken an den Museumsverein blockiert.

Keine Übernahme der Bediensteten

Ruedi Mattle erklärt, dass eine Übernahme der beiden Museumsbediensteten im Moment auf keinen Fall in Frage komme. «Dafür haben wir kein Geld im Budget. Der Betrieb muss ohnehin entprofessionalisiert werden. Es kann dann nur für einzelne Ausstellungen projektorientiert Beratungsleistung zugekauft werden. Wir werden in nächster Zeit mit dem Museumsverein einen neuen Leistungsvertrag ausarbeiten und dann die für all diese Massnahmen benötigten Mittel voraussichtlich in einer ausserordentlichen Bürgerversammlung bewilligen lassen.»

Rheintal24 gibt Dr. Werner Ritter die Möglichkeit, zum aktuellen Geschehen Stellung zu nehmen. Bild: leaderdigital.ch

Selbstverständlich gibt rheintal24.ch auch dem Altpräsidenten RA Werner Ritter die Gelegenheit, sich zu den aktuellen Vorgängen, die ja auch eine indirekte Folge seiner Amtsführung und späteren Konflikthaltung mit dem Vorstand des Museumsvereins Prestegg sind, zu äussern, und werden diese Stellungnahme nach Erhalt seiner Standpunkte nachtragen.

rheintal24/gmh/uh