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27.01.2021

Rassimus-Vorwürfe an HSG-Professor entkräftet

Simon Evenett ist Professor für Internationalen Handel und Wirtschaftsentwicklung und MBA-Direktor an der HSG (Bild: HSG)
Simon Evenett ist Professor für Internationalen Handel und Wirtschaftsentwicklung und MBA-Direktor an der HSG (Bild: HSG) Bild: HSG
Eine Untersuchung an der Universität St.Gallen hat ergeben, dass die von der «SonntagsZeitung» erhobenen Rassismusvorwürfe gegen Professor Simon Evenett haltlos waren.

Die «Sonntagszeitung» berichtete am 27. September 2020 unter dem Titel «Rassismus-Vorwürfe an der HSG» über Vorwürfe des ehemaligen MBA-Studenten und Anwalts Marcus Soares aus Brasilien gegen den MBA-HSG und dessen Akademischen Direktor, Prof. Simon Evenett, Ph.D. In diesem auch von anderen Medien aufgenommenen Artikel wurde dem MBA-HSG unter anderem Rassismus und Willkür unterstellt.

Die Universität St.Gallen setzte zur Prüfung dieser Vorwürfe eine Untersuchungskommission, bestehend aus Prof. Dr. Urs Fueglistaller (Prorektor Institute & Weiterbildung ab 1. Februar 2021), Prof. em. Dr. Peter Gomez (ehemaliger Dean der Executive School of Management, Technology and Law der HSG, an welcher der MBA als Programm angesiedelt ist) und Dr. Viviane Sobotich (Verwaltungsrichterin ZH, vormals Ombudsfrau der Stadt Winterthur) ein.

Die Untersuchungskommission hat die Vorwürfe auf der Basis von diversen schriftlichen Unterlagen (öffentlich zugängliche Unterlagen zum MBA-HSG, interner Mailverkehr, Unterlagen für MBA-Studenten, Rechtsgrundlagen) sowie Interviews mit verschiedenen Personen untersucht. Das Vorgehen der Untersuchungskommission war mit der Universitätsleitung abgestimmt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass keiner der im besagten Artikel der Sonntagszeitung behaupteten Vorwürfe sich bestätigt hat. Weder für eine Ausgrenzung, rassistische Aussagen noch Benachteiligungen des im Zeitungsartikel erwähnten ehemaligen MBA-Studenten konnten Indizien oder gar Beweise gefunden werden. Insbesondere ist festzuhalten, dass die MBA-Mitarbeiter sich dem ehemaligen MBA-Studenten gegenüber stets korrekt verhielten sowie stets höflich und inhaltlich verständlich kommunizierten, teilt die HSG mit.

Die Vorwürfe gegen die HSG

Aus der «Sonntagszeitung» vom 27. September 2020

Marcus Soares, Anwalt aus Brasilien, wollte an der Universität St.Gallen einen Master of Business Administration absolvieren. Obwohl er mit einer Weiterbildung an der Pariser Sorbonne liebäugelte, bewarb er sich in St.Gallen und wurde aufgenommen. Soares musste Bankauszüge einreichen, um seine Liquidität zu belegen. Als die Vorlesungen in St.Gallen begannen, wunderte er sich über die Unterrichtsräume: Diese waren nicht auf dem HSG-Campus, sondern in einem Geschäftshaus in der Stadt. Vor allem aber fühlten sich Soares persönlich ausgegrenzt.

Er erinnert sich an eine Veranstaltung einer Schweizer Grossbank, um MBA-Studenten einzustellen. Dabei wurden die Teilnehmer offenbar nach Herkunft ausgewählt. «Die Mehrheit der auserwählten Studenten kam aus der Schweiz und Deutschland – ich wurde erst gar nicht eingeladen.»

Studenten aus Drittstaaten seien in der Klasse als schwächere Schüler gebrandmarkt worden. Marcus Soares wurde in Einzelgesprächen mitgeteilt, dass er das Studium wohl nicht bestehen werde. Es würden sowieso mehrere Studenten aus dem MBA geworfen, gab man ihm zu verstehen. Völlig verunsichert, geriet er in eine tiefe Krise. Soares versuchte, an der Universität ärztlichen Rat einzuholen. «Doch die MBA-Mitarbeiter rieten mir davon ab, einen Arzt aufzusuchen.» Als Soares auf eigene Faust zu einem Arzt geht, diagnostiziert dieser ein Burn-out und verbietet ihm, den Unterricht weiter zu besuchen.

Da nicht einmal die Hälfte des Studiums durch war, forderte er ein paar Wochen später in einer Mail an den MBA-Leiter, Professor Evenett, einen Teil der Gebühren von rund 31’500 Franken zurück – so wie es das Reglement der Universität im Fall einer Krankheit festhält. Doch seine Betreuer hätten dies nicht einmal in Betracht gezogen. Später schlug er vor, ein Semester auszusetzen und sein Studium im nächsten Jahr abzuschliessen, aber auch darauf ging die HSG nicht ein.

Nach einem Jahr in ärztlicher Behandlung absolvierte Marcus Soares erfolgreich einen MBA an einer Hochschule in Frankreich, wo er seither für einen Vermögensverwalter arbeitet.

stgallen24/rheintal24/stz.
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