Ein – anonym bleiben wollender – Redaktor der HSG-Studentenmagazins «Prisma» hat den Kampf um Geschlechterneutraliät aus den Hallen der HSG ans Licht der Öffentlichkeit gebracht: Als «Max» kämpft er im «St.Galler Tagblatt» dafür, dass die Studentenorganisation nun eben nicht mehr so heisse – sie tut das übrigens seit ihrer Gründung 1921 –, sondern in «Studierendenorganisation» umbenannt werde.
Diese Haltung wollte «Max» auch in einem Kommentar im «Prisma» einnehmen, der Beitrag wurde von der Redaktion jedoch abgelehnt. Grund genug für «Max», mit der Debatte ein breiteres Publikum zu behelligen. Das «Tagblatt» wurde ins Spiel gebracht; «20 Minuten» und «Watson» sprangen auf den Zug auf. Und huldigen dem Ansinnen des Kämpfers für geschlechtergerechte Sprache.
Muss das sein?
Es ist ja nicht so, dass die HSG nicht schon einen schönen Teil zur Sprachverhunzung beitrüge: In ihrer Kommunikation spricht die Universität St.Gallen seit einigen Jahren von «Studierenden» statt von «Studenten».
Das schmerzt mich als Germanisten. Denn es ist sprachlich nicht korrekt.
Das grammatikalische Geschlecht hat nämlich mit dem biologischen nichts zu tun. Schon das penetrante Bemühen der männlichen und weiblichen Form – etwa bei SRF – ist ein Ärgernis. Man könnte wohl etwa die Hälfte der Sendezeit sparen, wenn nicht permanent von Wählerinnen und Wählern und von Ärztinnen und Ärzten (seltsamerweise nie von Täterinnen oder Kriegsverbrecherinnen) geschwafelt würde …
Genauso wie ein Mensch oder eine Person männlichen oder weiblichen Geschlechts sein kann, ist auch ein Mitarbeiter nicht zwangsläufig ein Mann, sondern einfach ein Angestellter eines Unternehmens. Oder eine Angestellte. Die Unsitte, Angestellte als «Mitarbeitende» zu bezeichnen, ist allerdings noch schlimmer als das Verwenden beider Formen. Das Partizip Präsens eines Verbs drückt einen momentanen Zustand aus – jemand, der «studierend» ist, überlegt sich gerade jetzt etwas. Jemand, der ein Studium absolviert, ist aber ein Student.
Dass Universitäten und andere Institutionen diesen Sprachunsinn munter unterstützen und die sprachliche Korrektheit dem gendergerechten Zeitgeist opfern, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten, ist ein Kniefall vor einer kleinen, aber lauten Minderheit.
Medien, die diesen sprachlichen Murks mitmachen, schreiben und sprechen nämlich an ihrem Publikum vorbei: Laut einer Umfrage von «20 Minuten» wollen rund vier Fünftel aller Befragten nichts von «gendergerechter Sprache» wissen.
Die Bevölkerung spürt, dass mit ebenso falschen wie gekünstelten Formulierungen nichts zur Geschlechtergerechtigkeit beigetragen wird, und vertraut weiterhin auf ihr natürliches Sprachgefühl. Dieses trügt nicht: Studenten ist tatsächlich sprachlich korrekt, politisch korrekt hingegen zurzeit weniger.
Aber wir Schweizer sind ja dafür bekannt, dass wir unsere Fahne nicht in jedes Zeitgeist-Windchen hängen.
Das wünschen wir auch der Studentenschaft der HSG.